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Kein Anlass für Einbürgerungs-Euphorie

Im Jahr 1999 – vor der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts – erhielten fast 150.000 Ausländer einen deutschen Pass. Die Zahl der Anträge bleibt 2000 hinter Erwartungen der Regierung zurück. Doppelpass für Kinder noch bis Silvester

WIESBADEN/BERLIN taz/ap ■ Im letzten Jahr vor der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts ist die Zahl der Einbürgerungen deutlich gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt gestern bekannt gab, erhielten 1999 genau 143.267 Ausländer einen deutschen Pass. Mehr als zwei Drittel der neuen Bürger waren türkische Staatsangehörige. Gegenüber 1998 stieg die Zahl der Einbürgerungen insgesamt um 34,2 Prozent.

Für das Jahr 2000 muss die Bundesregierung dagegen ihre Erwartungen zurückschrauben. Nach Schätzungen der Länder haben bisher höchstens zehn Prozent der fast vier Millionen Berechtigten von dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht Gebrauch gemacht und einen deutschen Pass beantragt. Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, hatte vor dem Inkrafttreten der Reform am 1. Januar dieses Jahres von „einer Million neuer Staatsbürger“ geträumt.

Vor allem bei der Einbürgerung von Kindern wurden die rot-grünen Hoffnungen enttäuscht. Während erwachsene Neubürger ihren alten Pass abgeben müssen, gilt für ausländische Kinder unter zehn Jahren eine Ausnahmeregelung, die ihnen den Erwerb der doppelten Staatsbürgerschaft ermöglicht. Diese Ausnahmeregelung gilt nur noch bis zum 31. 12. Ob die Frist verlängert wird, ist immer noch unklar. Die Bundesregierung ist für eine Verlängerung, braucht dafür jedoch die Zustimmung der unionsregierten Länder im Bundesrat. LKW

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