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Randale an Silvester

Deutsche aus Ost und West feiern Silvester, am Ende sind zwei Vietnamesen verletzt. Der genaue Hergang ist unklar

BERLIN taz ■ Die Neujahrsfeier einer vietnamesischen Familie aus Bad Harzburg dauerte nur wenige Minuten. Um 0.15 Uhr wurde die Polizei alarmiert. Nach einem Streit auf der Straße waren zwei Skinheads in die Wohnung eingedrungen und hatten mit Bierflaschen auf die Vietnamesen einprügelt. Ein 34-jähriger Gast der Familie erlitt bei dem Überfall eine Platzwunde am Kopf, ein 32-jähriger Bewohner trug Prellungen davon.

Kurz nach dem Notruf trafen drei Streifenwagen der Polizei am Haus der Vietnamesen ein. Fünf Deutsche zwischen 19 und 22 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Zwei von ihnen wohnen in dem niedersächsischen Kurort, einer von ihnen ist ein Nachbar der vietnamesischen Familie. Drei Beteiligte kamen aus nahe gelegenen Orten in Sachsen-Anhalt.

Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, des Hausfriedensbruch und der Beleidigung. Alle Beteiligten sind jedoch wieder auf freiem Fuß, weil die Staatsanwaltschaft auf einen Haftantrag verzichtete. „Alle leben in häuslichen Verhältnissen“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, „es besteht weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr.“

Der genaue Tathergang war gestern noch unkar. Offenbar gestalteten sich die Ermittlungen zunächst schwierig, weil auf die Schnelle kein Dolmetscher aufzutreiben war. Es sei inzwischen nicht auszuschließen, so ein Polizeisprecher am Nachmittag, dass auch die Vietnamesen gewalttätig wurden. In der Neujahrsnacht sei auch einer der Skinheads verletzt worden. Ob dies bei der Auseinandersetzung mit den Vietnamesen passierte, war noch unklar. Begonnen hatte der Streit laut Polizeibericht kurz nach Mitternacht auf der Straße, als „aus der Gruppe der Skins erst ausländerfeindliche Sprüche, dann Böller in Richtung der vietnamesischen Familie flogen“. Nach Angaben des Polizeisprechers wurde „Fidschis“ und „Haut ab“ gerufen. Dann folgten zwei Skins den Vietnamesen zu deren Wohnung und brachen die Tür auf. LUKAS WALLRAFF

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