Schöne Aussicht für Biokühe

Erste Konsequenz aus der BSE-Krise: 500 Millionen für den Biolandbau. Das fordern die beiden Staatssekretäre im Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Zwei neue Verdachtsfälle in Bayern

BERLIN taz ■ Die BSE-Krise in Deutschland hat nicht nur Risiken, sondern auch Nebenwirkungen: Während gestern zwei neue BSE-Verdachtsfälle bei Rindern in Bayern bekannt wurden und der Konsum von Rindfleisch seit November um 30 Prozent eingebrochen ist, will die Bundesregierung den Druck nutzen, um die Landwirtschaft stärker an ökologischen Kriterien auszurichten. Das ist das Ziel eines „7-Punkte-Programms zu den Konsequenzen aus der BSE-Krise für die Landwirtschafts- und Umweltpolitik“, das von den Staatssekretären der Bundesministerien für Landwirtschaft und Umwelt, Martin Wille und Rainer Baake, verfasst wurde. Das Programm wird den Umwelt- und Agrarstaatssekretären der Länder vorgelegt, die sich heute in Berlin treffen.

Die Politiker müssen sich mit einer neuen Sachlage befassen: Denn eines der bayerischen Rinder unter BSE-Verdacht war erst 28 Monate alt. Derzeit müssen aber nur Rinder beim Schlachten getestet werden, die älter als 30 Monate sind. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) will deshalb heute vorschlagen, Rinder bereits ab einem Alter von 24 Monaten zu testen. Bisher habe man gedacht, junge Rinder könnten sich nicht anstecken, nun erhärte sich der Verdacht, dass auch Kälber über so genannte Milchaustauscher infiziert würden, hieß es.

Das Papier von Wille und Baake schlägt weit reichende Maßnahmen vor, um die Landwirtschaft künftiger natur- und umweltverträglich zu machen. So sollen „national bereits ab 2002 Agrarsubventionen mit Umweltanforderungen“ verknüpft werden. Jeder Bauer, der Subventionen erhalten will, muss ein „Umweltcontrolling“ erstellen, und umweltschädliche Agrarsubventionen „sind abzuschaffen“, so das Papier.

Ziel des Vorstoßes ist „die Wiederherstellung von Naturkreisläufen und die Abkehr von der Massentierhaltung ohne Futterbasis im Betrieb“. Außerdem soll ein einheitliches Qualitätssiegel das Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen. Darin sollen Anforderungen an umweltverträgliche Produktion, artgerechte Tierhaltung, die lückenlose Herkunftsbezeichnung und eine Positivliste für Futtermittel definiert werden. Der Ökolandbau in Deutschland soll von jetzt drei Prozent auf 20 Prozent der Fläche ausgeweitet werden.

BERNHARD PÖTTER

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