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Verlag stoppt Röhls Feldzug

Verlag Kiepenheuer & Witsch kündigt Meinhof-Tochter den Autorenvertrag: Anlass ist die Kampagne gegen Bundesaußenminister Joschka Fischer

KÖLN/BERLIN dpa ■ Bettina Röhl hat in ihrer Kampagne gegen Außenminister Joschka Fischer eine weitere Niederlage hinnehmen müssen. Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch kündigte den Vertrag für ihr Buch „Sag mir, wo du stehst“. Die Kampagne der Autorin gegen Fischer, einen langjährigen Autor des Verlags, habe das Unternehmen veranlasst, den Vertrag mit Röhl zu beenden, teilte die Firma mit.

„Kiepenheuer & Witsch kann es nicht hinnehmen, dass eine Autorin gegen einen Autor des Verlags einen öffentlichen Vernichtungsfeldzug unter ständig falscher Bezugnahme auf das in unserem Verlag angekündigte Buch führt“, heißt es in der Erklärung. Diese Vorgänge hätten dazu geführt, dass der Verlag die geplante Ausrichtung und Seriosität des Buches nicht mehr für gewährleistet halte.

„Angesichts der öffentlichen Kampagne von Bettina Röhl haben von ihr für das Buch Interviewte ihre Einwilligung zum Abdruck ihrer Informationen widerrufen, da sie sich durch die Kampagne von Frau Röhl in eine geistige Umgebung gestellt sehen, in der sie sich der Öffentlichkeit nicht präsentieren wollen.“ Außerdem habe Frau Röhl bindend vereinbarte Ablieferungstermine gebrochen.

Bereits am Mittwoch musste Röhl eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Frankfurt zu ihren Ungunsten einstecken. Sie darf die Fotos des früheren FAZ-Fotografen Lutz Kleinhans aus den 70er-Jahren, die Fischer als Straßenkämpfer in Frankfurt zeigen, nicht mehr ohne Zustimmung des Fotografen verbreiten. Röhl hatte die Fotos zum Teil an das Magazin Stern und die Bild-Zeitung verkauft und zeigt sie zudem im Internet. Die Urheber- und Nutzungsrechte für die Bilder liegen jedoch bei Kleinhans und der FAZ.

Röhl, Tochter der verstorbenen Journalistin und RAF-Aktivistin Ulrike Meinhof, will Fischer wegen versuchten Mordes an einem Polizisten anzeigen. Bei der Meinhof-Demo 1973 war ein Polizist durch einen Molotowcocktail verletzt worden. Fischer selbst steht zwar zu seiner Vergangenheit als Streetfighter, hat aber stets abgestritten, zu Gewalt oder zum Molli-Werfen aufgerufen zu haben.

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