: vorwurf: frauenunterdrückung
Der Grundsatz ist: Frau, bleib zu Hause
„Eine kluge Frau ist die Schönheit des Hauses und einfach.“ So steht es auf einem Blechschild an einer belebten Kabuler Straßenkreuzung. Das ist die Taliban-Frauenpolitik mit einem Satz: Frau, bleib zu Hause, ansonsten bewege dich unauffällig. Zahlreiche Erlasse, die Frauen entrechten, stammen bereits von den islamistischen Vorgängern der Taliban, etwa sich zu verschleiern, keinen Nagellack und nur solche Schuhabsätze zu tragen, die mit Geräuschen nicht die Aufmerksamkeit der Männer erregen. Aber zur systematischen Politik haben das erst die Taliban erhoben. Bis heute dürfen Frauen außer im Gesundheitswesen nirgends außer Haus arbeiten. Alle Bildungseinrichtungen für Mädchen sind geschlossen.
Seit vorigen Sommer müssen die ausländischen Hilfswerke Frauen strikt getrennt von Männern beschäftigen. In der Praxis heißt das: separate Büros mit separaten Eingängen, damit kein Blickkontakt zustande kommt. Bei Zuwiderhandlung wird verhaftet. So geschehen im Juli, als Taliban-Polizei eine US-Hilfsorganisation überfiel. Deren simples Frauen-Handarbeitsprogramm leidet bis heute unter dem Überfall.
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