Kommentar: Der Kampfstern
■ Warum ArbeitnehmerInnen und die Stadt aus dem Stella-Streik lernen können
Die Stella AG muss an Cats in Hamburg gut verdient haben. Etwa 300.000 Mark pro Tag lässt sie sich ihre harte Haltung im Arbeitskampf der vergangenen Woche kosten. Hält ihr Geschäftsführer Wolf-Dieter Werner seinen Konfrontationskurs durch, wird der Streik am Ende fünf Millionen Mark gekostet haben – vom Image-Schaden ganz zu schweigen.
Denn wer durch die halbe Republik reist, um ein Musical zu sehen, das alle seine Freunde in Bottrop oder Ochsenhausen schon gesehen haben, dürfte für das Verhalten des Musical-Konzerns wenig Verständnis aufbringen, besonders wenn er selbst abhängig beschäftigt ist.
Außerdem ist die Argumentation Werners nicht schlüssig: Der Wunsch nach möglichst hoher Flexibilität der ArbeitnehmerInnen ist einer, mit dem sich aus allen Branchen mehr Geld schlagen lässt. Und somit ist es kein Argument.
Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum deshalb ausgerechnet die Beschäftigten im Musical-Geschäft auf Tarif-Verträge verzichten sollen. Gerade der Versuch von Stella, die verschiedenen Mitarbeiter-Gruppen gegeneinander auszuspielen, zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Arbeitnehmer breit organisieren.
Bitter ist zudem, besonders für eine sozialdemokratisch regierte Stadt wie Hamburg, dass der Musical-Stern seinen Tarifkampf auf Kosten der Steuerzahler führt. Denn für das Operettenhaus, das der Stadt gehört, hat er noch keinen Pfennig Miete bezahlt. Mit dem gesparten Geld finanziert Stella jetzt den Arbeitskampf. Gernot Knödler
Bericht Seite 22
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