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Transrapid im Export

Schanghai testet den Transrapid für 30 Kilometer und entscheidetdann über weitere Strecken. Heute wird der Vertrag unterzeichnet

BERLIN afp/taz ■ Für München ist es noch unklar, für Schanghai nicht mehr. Heute wird in der chinesischen Metropole der Vertrag über den Bau einer dreißig Kilometer langen Transrapid-Strecke zwischen dem Flughafen und Zentrum unterschrieben. Auf der Strecke soll der Zug, der eine Höchstgeschwindigkeit von 505 Kilometer pro Stunde erreichen kann und das Ziel in weniger als zehn Minuten erreichen soll, seine Tauglichkeit beweisen. Besteht der Transrapid den Test, soll über einen Ausbau der Strecke bis Hangzhou (200 Kilometer) oder sogar bis Peking (1.300 Kilometer) entschieden werden. Überzeugt hat Chinas Premierminister Zhu Rongji eine Probefahrt, die er im Juli auf der Teststrecke im deutschen Emsland gemacht hatte.

Das Konsortium Transrapid International (TRI) hat gestern in einem abschließenden Gespräch mit Zhu Rongji die Ankündigung des Auftrags zum Bau erhalten. Wie das Konsortium aus der Thyssen Krupp AG, Düsseldorf, und Siemens AG, München, dazu mitteilten, soll die Strecke zwischen dem internationalen Flughafen Pudong und der Innenstadt von Schanghai bis Ende 2003 errichtet sein. Beteiligt ist formal auch noch die Daimler-Chrysler-Tochter Adtranz. Diese hat jedoch bereits den Ausstieg aus der Gruppe angekündigt.

Der Sprecher von TRI, Peter Wiegelmann, sprach gestern von einem „Durchbruch auf dem Weltmarkt“ für die deutsche Magnetbahntechnik. Die Strecke in China ist die erste Anwendungsstrecke für den deutschen Transrapid. Erwogen wird der Bau des Transrapid auch in den USA.

Über die Kosten, die bislang auf mindestens zwei Milliarden Mark geschätzt werden, und über die Finanzierung sollen erst nach dem heutigen Vertragsabschluss Details bekannt werden. Bislang war geplant, dass China die Strecke selbst baut und zwei Drittel der Finanzierung beisteuert, von deutscher Seite sollten die Waggons, die Signaltechnik, die Antriebe und die Magnete für die Schwebezüge kommen. Die Firmen sollen dabei auf die bei Exporten nach China übliche finanzielle Unterstützung durch die Bundesregierung gedrungen haben; ob diese sich daran beteiligt, ist noch nicht klar.

Machbarkeitsstudien für den Transrapid gibt es zu Strecken in den USA und Australien. Das in Deutschland lange geplante Projekt einer Transrapid-Verbindung zwischen Berlin und Hamburg war wegen immer höherer Kostenschätzungen, Unsicherheiten bei den Fahrgastprognosen und umweltpolitischer Bedenken im vergangenen Jahr von der rot-grünen Regierung endgültig aufgegeben worden. Über mögliche Alternativstrecken, etwa zwischen der Innenstadt und dem Flughafen von München, soll frühestens 2002 entschieden werden.

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