: Familie ins Rathaus
■ Elternvereingung „Familien Power“ gründet Partei und tritt zur Wahl an
„Wir haben eindeutig festgestellt, dass die Parteien unsere Anliegen nicht ernst nehmen“, sagte Urte Matschl, Mutter zweier Kinder und Hochschulangestellte, gestern. Sie gehört zu den Grün-dungsmitgliedern der Partei „Familien Power“, die die Teilnahme an der Bürgerschaftswahl im September bekanntgab.
„Wir rechnen mit 8 Prozent“, sagte der Parteivorsitzende Matthias Taube selbstbewusst. Man habe vor allem das Ziel, familienpolitische Themen wie die zu hohen Kita-Gebühren ins Zentrum der Wahl zu rücken. Beispielsweise sollten Halbtagskindergärten generell kostenlos sein und Kinder in Problemquartieren mindestens fünf Stunden betreut werden.
Taube, der von Beruf bildender Künstler ist, wird vermutlich auch Spitzenkandidat. Zöge man ins Rathaus ein, wolle man jedem Gesetz ein familienpolitisches Siegel geben. „Oder auch nicht“, warnte er. Da Familien von politischen Entscheidungen „besonders betroffen“ seien, werde sich Familien Power auch in Verkehrspolitik und Innere Sicherheit, Schul- und Hochschulpolitik einmischen. Die Politik der Parkraumverknappung sei „nicht umbedingt familienfreundlich“, gehe sie doch an den Familien vorbei. Es sei wichtig, Großsiedlungen ans U-Bahn-Netz anzuschließen, ergänzte der Partei-Vize Hans-Joachim Holtzmann: „Familien haben ein enges Zeitkorsett.“
Die Partei will sich vom konservativen Familienbegriff abgrenzen: „Familie ist überall da, wo Kinder aufwachsen, oder auch ältere Menschen ihren Lebensabend verbringen“, sagte Taube. Der Regenbogen, der in der Kita-Politik ähnliche Forderungen stellt, ist der neuen Partei zu links. Taube: „Wir können Kinder- und Jugendpolitik nur aus der Mitte heraus machen.“
Nicht verwechselt werden will die Gruppe mit der konservativen „Familienpartei Deutschlands“, die ebenfalls in Hamburg antritt. Die Wählervereinigung „Zukunft für Kinder“, die 1993 und 1998 zur Wahl stand, wird nicht wieder antreten. Kaija Kutter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen