: „Die Quote wäre richtig“
Der Energiewissenschaftler Dr. Manfred Fischedick vermisst einschlüssiges und in sich geschlossenes Energiekonzept bei der Bundesregierung
taz: Statt einer Quote für effizienten Strom aus KWK schlägt die Industrie eine Selbstverpflichtung vor. Ist das eine zukunftsfähige Energiepolitik?
Manfred Fischedick: Freiwillige Maßnahmen sind immer willkommen, solange sie eine bestimmte Zielsicherheit gewährleisten. Es darf aber nicht darum gehen, freiwillige Maßnahmen in anderen Bereichen vorzuschlagen, um die Notwendigkeiten zum Handeln im KWK-Bereich ganz außen vor zu lassen.
Wie kann man verhindern, dass freiwillige Selbstverpflichtungen nur blumige Erklärungen bleiben?
Man muss Zwischenziele formulieren zur Einhaltung dieser Verpflichtung. Zudem muss man frühzeitig über Interventionsmassnahmen nachdenken, falls diese Ziele nicht erreicht werden.
Die Quote sei Dirigismus, heißt es. Nötig sei aber mehr Markt.
Die Idee der Quote war ja nicht, die Marktmechanismen auszuschalten. Die Marktkräfte sollten genutzt werden, um nur die effizientesten KWK in Betrieb gehen zu lassen. Die Quote wäre das richtige Mittel.
Die Stromkonzerne sagen, KWK-Quote und die Förderung regenerativer Energien würden ein Drittel des deutschen Stroms dem Markt entziehen.
Die KWK-Anlagen erhalten zwar einen zusätzlichen Bonus. Sie stehen aber ansonsten im direkten Wettbewerb zu anderen Anlagen. Von einer Abschottung kann keine Rede sein.
Beim Atomausstieg und jetzt bei der KWK-Quote kommt massiver Druck aus der Energiewirtschaft. Kann man gegen die Stromkonzerne überhaupt Gesetze machen?
Das erscheint schwer. Dabei hat die Bundesregierung ein gutes Programm für den Klimaschutz vorgelegt hat. Ich hätte mir ein darauf aufbauendes Energiekonzept gewünscht – durchaus in Zusammenarbeit mit der Energiewirtschaft. Jetzt werden nur Einzelbereiche diskutiert, ohne den Blick fürs große Ganze.
Die Energieerzeuger haben ihre Emissionen reduziert, Verkehr und Privathaushalte jedoch nicht. Müsste man nicht mehr auf die normalen Menschen schauen, als auf die Stromerzeuger?
Die Energiewirtschaft kann noch eine Menge mehr tun, zum Beispiel bei der Umsetzung von Stromeinsparung. Im Verkehr und im Haushalt sind bisher zu wenige Maßnahmen erfolgreich umgesetzt worden. Was wir auch hier brauchen, ist ein geschlossenes Energiekonzept.
INTERVIEW: BERNHARD PÖTTER, HOLGER DAMBECK
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