: Bakterien schwimmen im Bad
Bäderbetriebe: Nur zwei Berliner Schwimmbäder sind derzeit garantiert frei von Legionellen. Die Bakterien gefährden vor allem immungeschwächte Badegäste. Grüne: Alle Becken schließen
von JULIA NAUMANN
Nur 2 der insgesamt 84 Schwimmbäder, die die Berliner Bäder Betriebe (BBB) unterhalten, sind derzeit gesundheitlich unbedenklich. Eine Mitarbeiterin der BBB-Telefonhotline sagte am Wochende gegenüber der taz, dass nur das Stadtbad Schöneberg und das Stadtbad Lankwitz im Moment „hundertprozentig gegen Bakterien der Legionärskrankheit getestet seien“. Das Bad in der Schöneberger Hauptstraße wurde zuletzt am 3. Januar dieses Jahres auf Bakterien untersucht. Das Stadtbad Lankwitz werde wöchentlich überprüft, so die Mitarbeiterin.
Am Freitag wurde die Lehr-und Sportschwimmhalle Schöneberg am Sachsendamm aufgrund von Legionellen dichtgemacht. Das Paracelsus-Bad an der Roedernallee und das Hallenbad im Märkischen Viertel waren schon am Donnerstag aus demselben Grund geschlossen worden. Erst im Dezember waren im Schulbad am Hüttenweg in Zehlendorf Erreger der Legionärskrankeit gefunden worden. Das Bad schloss kurzzeitig.
Legionellen sind Bakterien, die in stark erhöhter Konzentration insbesondere für immungeschwächte Personen gefährlich sein können. Die Übertragung erfolgt durch das Einatmen bakterienhaltiger Wassertröpfchen. Sie können schwere Lungenentzündungen verursachen, die in 15 Prozent der Fälle zum Tod führt. Legionellen tauchen insbesondere in Wasserfiltern, Whirlpools, Wasserrohren und Duschen auf. Im Stadtbad Lankwitz wurden schon vor drei Jahren Legionellen im Duschwasser gefunden, damals wurden Teile der Rohre ausgetauscht.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Bernd Köppl, forderte am Wochenende, alle Schwimmbäder vorläufig zu schließen und dann systematisch zu überprüfen. „Das kostet natürlich Geld, aber es ist dringend notwendig.“ Die Legionellen können mit 70 bis 90 Grad heißem Wasser oder einer hohen Chlorkonzentration getötet werden. Nach Angaben von Köppl haben die einzelnen Schwimmhallen derzeit keine Vorgabe, wie oft sie den Bakteriengehalt überprüfen müssten. Er forderte die Gesundheitsverwaltung auf, das Problem an sich zu ziehen. „Alles andere ist fahrlässig.“ Die Gesundheitsverwaltung, Bezirke und Bäderbetriebe beraten heute über einheitliches Vorgehen.
Die Badelust hat indes nicht abgenommen: So war nach Angaben eines Schwimmwarts der Betrieb in der Neuen Halle in der Charlottenburger Krummen Straße gestern „sehr gut“. Das Bad werde monatlich auf Legionellen untersucht, hieß es. Auch die Schwimmhalle Kaulsdorf wird monatlich durchgecheckt. Gestern war es dort genauso voll wie sonst auch. Dennoch sind die Badbesucher verunsichert: Rund die Hälfte der gestrigen 200 Anrufe bei den Bäderbetrieben bezogen sich auf die Legionellen.
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