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Fortschrittspartei wird fortschrittlicher

Norwegens Rechtsaußentruppe entfernt mutmaßlichen Vergewaltiger aus der Parteispitze. Der 32-jährige Terje Söviknes, einziger Bürgermeister der Fortschrittspartei, galt als Kronprinz des Führers Carl I. Hagen

STOCKHOLM taz ■ Wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung eines 16-jährigen Mädchens auf einem Jugendkongress seiner Partei ist Terje Söviknes, Vizevorsitzender der rechtslastigen norwegischen Fortschrittspartei, am Montagabend seines Amtes enthoben worden. Bekannt waren die Vorwürfe zwar schon seit Oktober, aber noch am Wochenende hatte Parteivorsitzender Carl I. Hagen sie als „unbewiesene Behauptungen“ abgetan, „aufgebracht von Leuten, die in die Partei eingeschleust wurden, um ihr zu schaden“.

Zwei Tage später schätzte der gleiche Carl I. Hagen die Krise, in die seine Partei dadurch gebracht wurde, als „die schwerste bislang“ ein. Denn der Fall der 16-Jährigen scheint nicht allein zu stehen. Am Samstag letzter Woche klagte die 21-jährige Cathrin Rustön vor laufenden Fernsehkameras vom Rednerpult eines Parteikongresses im westnorwegischen Bergen eine unbenannte Person aus der Parteispitze an, sie vor einem Jahr ebenfalls im Zusammenhang mit einer Parteiveranstaltung in einem Hotel vergewaltigt zu haben.

Schon lange schwirrende Gerüchte nach sexuellen Übergriffen im Zusammenhang mit Parteitreffen hatten MitgliederInnen der Fortschrittspartei in Bergen im Herbst letzten Jahres zur Einleitung einer privaten Untersuchung veranlasst, die allerdings im Sande verlief. Cathrin Rustön berichtete aber gegenüber der Presse, sie wisse von neun anderen Frauen und Mädchen, die im Rahmen von Parteitreffen vergewaltigt worden seien. Die Frauengruppe „Ottar“ bezeichnete die Behandlung der Vergewaltigungsvorwürfe durch die Parteiführung als „ebenso verletzend wie die Vergewaltigungen selbst“.

Die Kehrtwendung Carl I. Hagens und seine Entschuldigung bei den Frauen für die bisherigen Vertuschungsversuche sollen offenbar dazu dienen, seine Haut zu retten und ein drohendes Auseinanderbrechen der Partei zu verhindern. Diese wird im Hinblick auf die Nominierung von ParlamentskandidatInnen für die im September anstehenden Wahlen seit Monaten von internen Machtkämpfen gebeutelt, die teilweise vor Gericht ausgetragen werden.

Der 32-jährige Terje Söviknes, der eine sexuelle Beziehung zu der 16-Jährigen mittlerweile zugegeben hat, eine Vergewaltigung aber leugnet, galt noch bis letzte Woche als Zukunftshoffnung der Fortschrittspartei und Carl I. Hagens Kronprinz. Er ist Bürgermeister der in der Nähe von Bergen liegenden Stadt Os, der ersten und bislang einzigen von der Fortschrittspartei geführten Gemeinde Norwegens. In dieser hat er versucht, Teile des ausländerfeindlichen Parteiprogramms der Fortschrittspartei, so einen „Einwandererstopp“, umzusetzen. REINHARD WOLFF

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