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Grüne widerstehen Laurenz Meyer

Das Liebeswerben des CDU-Generalsekretärs um die 68er trägt ihm den Spott von Rezzo Schlauch und Claudia Roth ein

BERLIN taz ■ In der Politik geht es manchmal noch zu wie im normalen Leben. Der eine wirbt um Liebe oder Zuneigung und muss dafür möglicherweise über seinen eigenen Schatten springen, der Umworbene jedoch zeigt ihm die kalte Schulter. So ergeht es gerade Laurenz Meyer.

Der CDU-Generalsekretär hatte gestern in einem taz-Interview der 68er-Generation ein Versöhnungsangebot gemacht („Die 68er sind in der CDU willkommen“) und eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen Christdemoraten und Grünen entdeckt. Die Grünen jedoch geben sich selbstbewußt – und lassen Meyer abblitzen.

„Wir sind nicht der Jungbrunnen für eine Partei, die sich gerade im freien Fall befindet“, erklärt Rezzo Schlauch, Chef der grünen Bundestagsfraktion, gegenüber der taz. Claudia Roth, die designierte neue Parteichefin, findet es zwar reizvoll, ohne ideologische Vorbehalte nach Gemeinsamkeiten zwischen beiden Parteien zu suchen. Aber wenn sie das tut, entdeckt sie nicht viel. „Wir sind Lichtjahre voneinander entfernt“, sagt Roth. Wenn Meyer von Berührungspunkten in der Wirtschafts- und Umweltpolitik rede, könne sie nur lachen. „Was ist denn mit der Ökosteuer“, fragt Roth, was „mit dem Atomausstieg, mit der Demokratisierung der Wirtschaft?“ Bei der Neuregelung der betrieblichen Mitbestimmung spreche Merz von einem Rückfall ins 19. Jahrhundert. Das sei die Realität der CDU, nicht Meyers Wunschvorstellung.

Rezzo Schlauch gehörte zu den ersten in seiner Partei, die bereits in den 80er-Jahren über schwarz-grüne Kooperationen nachgedacht haben. Er erkennt in Meyers Annäherungsversuch ein gezieltes Ablenkungsmanöver. „Die werben nicht ohne Grund gerade jetzt um uns“, so Schlauch. „Die CDU merkt, dass sie mit ihrer Anti-Fischer-Kampagne einen grandiosen Schiffbruch in der Gesellschaft erlitten hat, und versucht, das auszubügeln.“ Aber auch wenn die Partei die Debatte jetzt auf einem etwas höheren intellektuellen Niveau führe und die 68er nicht mehr pauschal verdamme, sondern in Gute und Böse unterteile – Rezzo Schlauch ist davon überzeugt, dass die Christdemokraten damit nicht weit kommen werden.

Sich mit der CDU einzulassen, meint Schlauch, bedeute im Moment, die Katze im Sack zu kaufen: „Kein Mensch kann mir sagen, was diese Partei will“, sagt der grüne Fraktionschef, und er weiß auch, was der Grund dafür ist: „Die CDU ist auf einem Tiefststand der Inhaltslosigkeit angekommen.“ JENS KÖNIG

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