: Auftrieb in der City
Während Christian Worchs Freie Nationalisten in der Innestadt marschieren, will die NPD in den Bezirken reussieren ■ Von Peter Müller und Andreas Speit
Die NPD versucht sich als Trittbrettfahrerin. Die vom Verbot bedrohte Partei will den heutigen Aufmarsch des Neonazis Christian Worch und seine „Freien Nationalisten“ dazu nutzen, problemlos ihre braune Propaganda an Infoständen in den Randbezirken unters Volk zu bringen. Zwei Infotische sind nach Informationen der taz hamburg vom Bezirksamt Wandsbek auf dem Saseler Markt und in der Hermann-Balk-Straße in Berne genehmigt worden.
Noch vor einigen Wochen hatte das Bezirksamt die Genehmigung für Infotische nicht erteilt, weil die NPD sich geweigert hatte, das auszulegende Material vorher sichten zu lassen. Daraufhin waren Pamphlete verteilt worden, auf denen die Namen der mit der Genehmigung beschäftigten Bezirksamt-Mitarbeiter aufgelistet waren.
Indes hat der Countdown für den Großeinsatz von über 4.000 Poli-zistInnen in der City bereits gestern begonnen. Die Polizei weist darauf hin, das weite Teile der Altstadt hermetisch abgeriegelt werden. So wird die Ost-West-Straße bereits ab den frühen Morgenstunden gesperrt, um Gitter aufzubauen und den unzähligen Polizeifahrzeugen und Wasserwerfern Platz zu bieten.
Die Warnung des DGB-Nord für Flüchtlinge und speziell an ausländische BesucherInnen der Reisemesse wegen des Aufmarsches des braunen Mobs aus Sicherheitsgründen die City zu meiden, hat heftige Reaktionen ausgelöst. Wahrend der CDU-Abgeordnete Heino Vahldieck wissen will, dass es „im Zusammmenhang mit Neonazi-Demonstrationen nie Gefährdungen für Passanten“ gegeben hat, ist Polizeipräsident Justus Woydt wegen der DGB-Warnung um den Standort Hamburg besorgt. Er nannte die Warnung „unverantwortliche Panikmache. Es gibt keine Gründe, die Hamburger Innenstadt wegen der Neonazi-Demonstration zu meiden“, so Woydt. „Wer etwas anderes behauptet, der redet Unsinn.“
„Wenn dem so ist“, so ein Sprecher des Bündnises gegen Faschismus und Rassismus, „haben diejenigen, die ihre Wochenendeinkäufe in der City und ihren Protest gegen den Neonazi-Aufmarsch verbinden wollen, ja nichts zu befürchten.“ Viele AntifaschistInnen werden nach der vom Regenbogen angemeldeten Auftaktkundgebung, (10 Uhr, Domstraße), die auch vom DGB, der GAL, sowie den Gewerkschaften IG Metall, IG Medien und GEW unterstützt wird, zu den bekannten Einkaufspunkten gehen. Diese verfügen in der Regel über direkte Zugänge zur Steinstraße, wo mittags der Neonaziauftrieb entlang ziehen will.
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