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Sparen mit Plan

Die Deutschen sind Sparweltmeister. Noch immer zählt für sie aberSicherheit mehr als die Rendite. Fondssparpläne hingegen bieten beides

Viele Unternehmen verlangen als monatliche Mindestanlage nur100 Mark, bei anderen sind auchschon 50 Mark ausreichend

Knapp zehn Prozent ihrer Einkünfte legen die Bundesbürger Monat für Monat auf die hohe Kante. Fahrlässig ist nur, dass sie dabei über Jahrzehnte hinweg zum großen Teil relativ wenig auf die Rendite geachtet und sich eher um absolute Sicherheit gekümmert haben: Bringt ein Sparplan binnen einer mehrjährigen Frist nun 5,12 oder 5,15 Prozent Zinsen? Dabei stehen schon seit langem weit lohnendere Alternativen zur Auswahl – das Fondssparen beispielsweise. Bei diesem hätten sie im Durchschnitt mit einer zweistelligen Rendite pro Jahr rechnen können und so über die Jahre selbst bei monatlichen Einlagen von lediglich 100 Mark weit über 100.000 Mark mehr verbucht als mit den herkömmlichen Produkten.

Die Einsicht, dass Fonds eine lohnende Alternative sind, setzt sich immer mehr durch. Seit einer ab 1. Januar 1999 geltenden Gesetzesänderung haben beispielsweise zwei Millionen Arbeitnehmer sich dafür entschieden, ihre vermögenswirksamen Leistungen in Fonds fließen zu lassen. Damit besitzen inzwischen 4,3 Millionen Bundesbürger VL-Sparpläne. Gerade jüngere Menschen investieren daneben sinnvollerweise zunehmend auch abseits dieser staatlich geförderten Anlage monatlich einen gewissen feststehenden Betrag in die Fonds der Investmentgesellschaften. Üblicherweise legen sie dabei zwischen 100 und 300 Mark an. Immerhin 19 Prozent der an Fondssparplänen Interessierten gaben bei einer Umfrage sogar an, zwischen 300 und 500 Mark pro Monat investieren zu wollen.

Diese zunehmende Investitionsfreude hat laut der Umfrage vor allem zwei Gründe: Das Thema „Ruhestandvorsorge“ und „das Erzielen hoher Renditen“. Beide Stichworte sind auf Grund des immer wichtiger werdenden privaten Anteils an der Altersvorsorge ebenso hochaktuell wie untrennbar miteinander verbunden – und zwar für die meisten Bundesbürger. Wer heute zu den unter 50-Jährigen gehört, wird sich den aus seinem Arbeitsleben gewohnten Lebensstandard im Alter nur noch leisten können, wenn er genügend private finanzielle Reserven angesammelt hat.

Das gilt natürlich vor allem für diejenigen, die heute noch Kinder sind, aber eben auch für die Generation der 40-Jährigen. Für sie alle sind Investmentfonds aufgrund ihrer über die Jahre hohen Rendite eben die bessere Alternative zu anderen traditionellen Vorsorgeprodukten. Wer beispielsweise in den vergangenen 20 Jahren pro Monat 50 Euro in einen deutschen Aktienfonds angelegt hat, könnte inzwischen im Durchschnitt über rund 59.000 Euro – also 115.000 Mark – auf seinem Fondskonto verfügen. Umgerechnet hat er damit eine jährliche Rendite von 14 Prozent verdient. Anleger, die vor 30 Jahren mit den regelmäßigen Einzahlungen von knapp 100 Mark begonnen haben, kommen inzwischen im Durchschnitt gar auf ein Fondsvermögen von 325.000 Mark. Das entspricht einer Rendite von deutlich über 12 Prozent, bedeutet aber keine Garantie für eine entsprechende Verzinsung in der Zukunft. Die Vergangenheitswerte sind übrigens keinesfalls theoretischer Natur, sondern beruhen auf der konkreten Wertentwicklungsstatistik des Bundesverbands Deutscher Investmentgesellschaften. Zum Vergleich: Rentenversicherer schaffen im Durchschnitt eine etwa halb so hohe jährliche Verzinsung.

Die Auswahlmöglichkeiten der Fondssparplananleger sind vielfältig. Die Investmentgesellschaften haben nahezu alle Fonds für sie geöffnet. Viele Unternehmen verlangen als monatliche Mindestanlage lediglich 100 Mark, mitunter reichen schon 50 Mark. Wer seine neuen Sparplangelder nicht mehr wie gehabt in einen deutschen Aktienfonds anlegen will, kann die nächste Summe zum Beispiel auch in einen auf europäische Titel spezialisierten oder einen Rentenfonds fließen lassen. Für Letzteres entscheiden sich die Anleger allerdings äußerst selten. Wer einen Fondssparplan hat, investiert in aller Regel in Aktienfonds, und zwar zu einem erheblichen Teil in solche Produkte, die auf Zukunftsbranchen wie Biotech und Telekommunikation konzentriert sind.

Gerade das zeigt deutlich, dass es bei Sparplänen nicht um eine kurzfristige Geldanlage geht, sondern um ein langfristiges Investment mit Perspektive. Um mögliche schlechte Phasen an der Börse ausgleichen zu können, sollte ein Sparplan in aller Regel mindestens zehn Jahre laufen. Diese Regel ist aber eher eine Empfehlung, denn selbstverständlich kann die Anspardauer jederzeit verändert werden. Aber je länger ein Fonds im Depot gehalten wird, desto sicherer ist es, dass er deutlich mehr abwirft, als die Anleger eingezahlt haben. So errechnete der Frankfurter Finanzwissenschaftler Raimond Maurer, dass ein sich durchschnittlich entwickelnder deutscher Aktienfonds mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,89 Prozent nach zehn Jahren eine positive Rendite für einen Sparplananleger erwirtschaftet. Nach 20 Jahren liegt diese Wahrscheinlichkeit sogar bei 99,98 Prozent. Und selbst ein sehr schlecht laufender Aktienfonds befindet sich nach diesem Zeitraum mit 99,55-prozentiger Wahrscheinlichkeit im positiven Bereich.

Dennoch: Wenn nötig, können sich die Sparer jederzeit aus der monatlichen finanziellen Verpflichtung verabschieden und sich die angesparte Summe zum aktuellen Kurswert der angesammelten Investmentanteile auszahlen lassen. Diese vor allem bei außerplanmäßigen Ereignissen wünschenswerte Flexibilität ist ein weiterer Pluspunkt der Fondssparpläne gegenüber Konkurrenzprodukten. Bevor ein Sparplan aber ganz aufgekündigt wird, hat der Kunde die Möglichkeit, einfach mit den Zahlungen aufzuhören oder sie zu reduzieren. Andererseits kann ein Sparer seine Raten natürlich auch jederzeit erhöhen – nach oben gibt es keine Beschränkungen.

Besonders beliebt sind Fondssparpläne bei immer mehr Eltern und Großeltern. Sie schließen sie für ihre Sprösslinge und ihre Enkel ab. Sei es, damit sich diese in 20 Jahren ihr Studium oder nochmals 20 Jahre später ein Haus finanzieren können, sei es, damit der Nachwuchs im Alter über ein gesundes finanzielles Polster verfügen. Die Kinder werden diese Weitsicht danken: Denn mit der privaten Rentenvorsorge kann man nicht früh genug anfangen.

ANDREAS WÖLFER

Der Autor ist Geschäftsführer der Activest Investmentgesellschaft mbH

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