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Europa im Seuchengalopp

Maul- und Klauenseuche in Großbritannien breitet sich aus. Europäisches Festland zittert vor dem Virus. Heute tagt Künasts Krisenstab in Bonn. EU-Agrarminister beraten Rindertötung wegen BSE

BERLIN taz ■ Die Maul- und Klauenseuche in Großbritannien erfasst immer mehr Bauernhöfe. Gestern waren insgesamt sieben Betriebe von der Tierseuche betroffen, auf zwei weiteren wurde noch geprüft.

Das Londoner Landwirtschaftsministerium bestätigte, dass die hochgradig ansteckende Krankheit bei einem Schaf- und Rinderzüchter im englischen Südwesten, der größten Viehzuchtregion Großbritanniens, entdeckt worden sei. Chefveterinär Jim Scudamore hielt es für sicher, dass der Hof auch Kontinentaleuropa beliefert hat.

Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Tierseuche auch den Rest der EU nicht ungeschoren lassen wird. In Bonn tritt heute der zentrale Krisenstab von Agrarministerin Renate Künast zusammen, um über mögliche Abwehrmaßnahmen zu beraten. Abhängig sind diese freilich vom Ergebnis der Bluttests an 2.000 Schweinen, die von Großbritannien nach Deutschland eingeführt wurden. Alle Importe sind von diesen Tests jedoch nicht erfasst. „Unsere größte Sorge sind die Tiere, die möglicherweise über dunkle Kanäle ins Land gekommen sind und von denen wir nicht wissen“, erklärte Künasts Staatssekretär Matthias Berninger.

Künast selbst tagt heute in Brüssel mit den anderen EU-Agrarministern, um weitere Maßnahmen zur Seuchenprävention und -bekämpfung zu besprechen. Heute wird entschieden, ob der seit Donnerstag geltende Importstopp für britische Schlachttiere, Fleisch- und Milchprodukte aus ganz Großbritannien bestehen bleiben oder auf die betroffenen Regionen beschränkt werden soll.

Außerdem steht in Brüssel noch ein ganz anderer Seuchenplan zur Entscheidung an: das Programm von EU-Agrarkommissar Franz Fischler zur BSE-Bekämpfung. Künast hat bereits angekündigt, dass sie dem Fischler-Plan, weitere 1,2 Millionen Rinder in der EU zur Marktbereinigung töten zu lassen, nicht zustimmen werde.

Künast setzt bei der Umsetzung ihres Versprechens, eine Agrarwende einzuleiten, vor allem auf Marktmechanismen: Wenn Brüssel keine Rinder mehr kauft, um die Preise zu stützen, so die Hoffnung, werde dies automatisch einen Rückgang der Fleischproduktion nach sich ziehen.

Zu einer ganz ähnlichen Einschätzung kommt eine aktuelle Studie, die von der Dresdner Bank in Auftrag gegeben wurde. Absatz- und Preisgarantien für europäische Erzeugnisse hätten zu Produktionsüberschüssen geführt; Anstrengungen zur Verbesserung von Qualität und Gesundheitsschutz würden zu wenig honoriert. Fazit: Die von der Bundesregierung angestrebte ökologische Ausrichtung der Agrarwirtschaft gehe noch lange nicht weit genug. UWI

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