: Antifa contra NPD-Anwalt
Eine Gruppe „autonomer antifa-angriff am arbeitsplatz“ bekennt sich zu offenbar gescheitertem Anschlag auf das Auto von Wolfram Nahrath. Staatsschutz ermittelt
Autonome Antifa-Aktivisten haben auf das Auto des führenden Juristen der NPD, Wolfram Nahrath, offenbar einen fehlgeschlagenen Brandanschlag verübt. In einem Schreiben, das der taz vorliegt, bekennt sich ein „autonomer antifa-angriff am arbeitsplatz“ dazu, am vergangenen Freitag unter das Auto des Anwalts einen Brandsatz gelegt zu haben. Während Nahrath nach eigenen Angaben nichts über einen solchen Anschlag bekannt ist, hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen.
In dem erst vorgestern abgeschickten Brief erklären die Antifaschisten, sie hätten unter den Pkw Nahraths vor dessen Kanzlei in der Fregestraße einen Brandsatz deponiert. „Nahrath ist ein hohes Tier in der NPD“, heißt es in dem Schreiben. Im vergangenen Jahr sei Nahrath wiederholt bei NPD-Aufmärschen in Berlin „in vorderster Front“ aufgetreten. Zudem habe er seine „faschistischen Kameraden“ als Anwalt vertreten – etwa im Prozess um die tödliche Hetzjagd auf einen Algerier in Guben. Die Briefeschreiber bedauern, dass sie eine „geplante Zerstörung“ der Büroräume Nahraths „leider“ nicht hätten vornehmen können. Diese sei „auf später verschoben“ worden.
Nahrath sagte gestern, es sei nichts passiert: Sowohl sein Auto als auch er erfreuten sich „bester Gesundheit“. Im Jahr 1993 sei jedoch sein Auto angesteckt worden und abgebrannt. Damals habe der Staatsschutz jedoch ergebnislos ermittelt. Im vergangenen Jahr habe er eine anonyme Morddrohung erhalten. Der Staatsschutz erklärte gestern zu dem jüngsten Vorfall, dass er diesen prüfe.
Rechtsanwalt Nahrath widersprach der Aussage, er habe in der NPD eine hohe Position inne. Allerdings leite er das Schiedsgericht der NPD, deren Mitglied er auch sei. Bei der Demonstration der NPD am 25. November in Berlin sei er im Auftrag der Partei zugegegen gewesen, um als juristisch Sachverständiger Kontakt etwa zur Einsatzleitung der Polizei zu halten. Auf Anweisung der Behörden war die Demonstration abgebrochen worden. Innensenator Eckart Werthebach (CDU) hatte den Abbruch als „notwendig“ bezeichnet, „um erhebliche Personenschäden zu verhindern“.
Nahrath war der letzte Bundesführer der 1994 verbotenen Wiking-Jugend. Im Gubener Hetzjagd-Prozess hatte er für seinen Mandanten, der als Rädelsführer galt, lediglich eine richterliche Ermahnung und eine Verurteilung zu gemeinnütziger Arbeit wegen Sachbeschädigung und Trunkenheit am Steuer gefordert. Der Jurist war im vergangenen Jahr auch als Verteidiger eines Bauarbeiters aufgetreten, der im Verdacht stand, einen polnischen Punk bei einer Schlägerei auf ein S-Bahn-Gleis gestoßen zu haben. Dabei war der Punk von einer S-Bahn erfasst worden und hatte einen Arm und ein Bein verloren. Das Amtsgericht Tiergarten hatte den Bauarbeiter freigesprochen. PHILIPP GESSLER
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