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Artilleriesalven gegen Buddha-Statuen

Afghanistans Taliban scheren sich nicht um internationalen Proteste, selbst ihren Verbündeten Pakistan ignorieren sie

ISLAMABAD dpa ■ Die in Afghanistan herrschenden radikal-islamischen Taliban-Milizen haben gestern trotz internationaler Proteste mit der Zerstörung alter Statuen begonnen. Taliban-Kulturminister Kudratullah Dschamal sagte Berichten aus der Hauptstadt Kabul zufolge: „Die Arbeit hat begonnen“ und werde mit „allen Mitteln“ ausgeführt, auch mit Artilleriesalven.

Laut Dschamal begannen Taliban-Soldaten mit der Zerstörung von Büsten und Standbildern im Museum von Kabul und weiterer Kunstgegenstände in den Provinzen Herat, Kandahar, Ningarhar, Bamiyan und Ghazni. Ein Dekret zu dieser landesweiten Zertrümmerungsaktion war bereits am Montag von Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar ergangen, nachdem der Oberste Rat die Statuen als unislamisch bezeichnet hatte. „Für uns steht der Islam über allem anderen“, sagte Omar. „Meine Pflicht ist es, islamische Anordnungen [die Idole verbieten] auszuführen.“

Afghanistan ist reich an buddhistischen Relikten. Besonders im Blickfeld des Auslands stehen die beiden 55 und 38 Meter hohen Buddha-Statuen, die in der Bamiyan-Provinz in einen Fels gehauen sind und noch aus prä-islamischer Vergangenheit stammen. Wahrscheinlich wurden sie zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert nach Christus geschaffen. Zur Zerstörung der Statuen sei besonders viel Sprengstoff notwendig, hieß es in den Berichten. Die beiden Statuen werden von der Unesco als einzigartiges Weltkulturerbe eingeschätzt.

Unesco-Generaldirektor Koichiro Matsuura hatte am Mittwoch in scharfer Form gegen die angekündigte Zerstörung historischer Statuen protestiert. Die EU-Mitgliedstaaten wollten noch gestern eine gemeinsame Erklärung zur Erhaltung der bedrohten Kulturgüter verfassen. Bundesaußenminister Joschka Fischer äußerte sich in Berlin entsetzt über die Zerstörung „unersetzlicher Kulturgüter“. Die Beschädigung kulturhistorisch einmaliger Statuen sei durch nichts zu rechtfertigen.

Selbst Pakistan, der engste Verbündete der Taliban, kritisierte das Vorgehen des Regimes in Kabul. In einer Erklärung des Außenministeriums wurde die afghanische Regierung aufgefordert, den islamischen Geist der Toleranz ebenso zu respektieren sowie die Gefühle der Weltöffentlichkeit. Die Taliban haben bislang ausländische Proteste gegen die Zerstörungsaktion ignoriert. Das international weitgehend isolierte streng islamische Regime kontrolliert etwa 90 Prozent des Landes.

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