: Beispiel Flottbek: Beschwerdestelle ohne Beschwerden
Keiner kommt. Zwei Mal die Woche sitzen MitarbeiterInnen in ihrem Sprechzimmer und warten auf NachbarInnen, die ihre Beschwerden vortragen. Die Anwohnersprechstunde hatte der Träger „pflegen und wohnen“ 1998 eingerichtet, als in das Pavillondorf im Hemmingstedter Weg in Flottbek außer deutschstämmigen AussiedlerInnen auch Flüchtlinge einziehen sollten und die NachbarInnen auf die Barrikaden gegangen waren. Besucht wird sie jedoch nicht. Denn „Probleme“, sagt Leiterin Margit Lindhorst-Jost, „gibt es keine“.
Wie jetzt auch in Rissen hatten damals die Groß Flottbeker BürgerInnen ihren Stadtteil durch den Einzug von Flüchtlingen verslumen sehen. Schon Ende der achtziger Jahre, als das Pavillondorf für Aussiedler gebaut worden war, hatten sich die NachbarInnen gegen diese gewehrt. Anstatt ihre damaligen Vorbehalte durch die positiven Erfahrungen als widerlegt zu erachten, hatten sie dieselben dann 1998 gegen Flüchtlinge vorgebracht.
Im ersten Jahr nach deren Einzug wären dann auch vereinzelt NachbarInnen in die AnwohnerInnensprechstunde gekommen, berichtet Lindhorst-Jost. Sie hätten aber zumeist keine konkrete Beschwerde gehabt, sondern Informationen über das Pavillondorf erfragt: Über die Belegung und beispielsweise die Kosten für die Stadtreinigung. Im vorigen Jahr dann suchte ein Nachbar die Unterkunft auf – um mitzuteilen, dass Kinder ihm Äpfel aus dem Garten geklaut hätten.
In dem Flottbeker Pavillondorf leben 422 Aussiedler und Flüchtlinge. Laut dem Beschluss der Bezirksversammlung Altona 1998 ziehen überwiegend Familien ein. Statt dem Kontakt mit diesen bewusst auszuweichen, bieten mittlerweile etliche NachbarInnen, vor allem Frauen, ehrenamtlich Kurse für die ausländischen Männer und Frauen und Hausaufgabenhilfe für die Kinder an. Elke Spanner
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