berliner szenen: Wynton Marsalis in Berlin
Nur Grünspan
Der Ort ist bescheiden. Auf einem Flurstück der ersten Ebene der Philharmonie sind einige Stuhlreihen aufgestellt, davor ein Tisch mit Namensschildern. Punkt elf kommt Wynton Marsalis im Anzug plus schwarzlederner Trompetentasche und legt sein Instrument vor sich auf den Tisch. Eine „b-flat“, abgeschabt und übersät mit Grünspanflecken. Auf der anderen Tischseite nimmt Peter Riegelbauer Platz, der Vorstand des Philharmonischen Orchesters.
Die Philharmonie hat es sich einiges kosten lassen, Marsalis samt seinem 14-köpfigen Lincoln Center Jazz Orchestra für eine Woche nach Berlin zu holen. Die Band residiert im Adlon, Marsalis selbst in einer Suite. Er antwortet geduldig, erzählt, dass er und Claudio Abbado alte Freunde seien. Niemand stellt dem umstrittensten aller Jazzmusiker unangenehme Fragen. Marsalis redet über seine Musik und seine Herkunft downhome style und erfüllt das Bild des authentischen Jazzers. Vor allem, als er seine Trompete nimmt, um das Gesagte an Beispielen zu erläutern. Zum Schluss wünscht sich Ringelbauer das JazzFest zurück in die Philharmonie und jubelt, dass Musikkategorien wie „Jazz“ und „Klassik“ von nun an der Vergangenheit angehörten. Es werde nur noch um eins gehen: ob Musik „gut“ sei oder „schlecht“. MAXI SICKERT
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