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die stimme der kritikBetr.: Geniale Ideen für den Alltag

Schade, doch keinen Lupo gewonnen

Gute Ideen sind ein rares Gut. Man muss sie deshalb fördern. Leichte Schläge auf den Hinterkopf sollen hilfreich sein, gelten aber wegen ihres repressiven Charakters als unzeitgemäß. Zeitgemäß hingegen ist es, Anreize zu schaffen. Zum Beispiel mit einem Ideenwettbewerb. Das hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat getan. Um Innovationen für „mehr Sicherheit im Straßenverkehr“ anzuregen. Teilnehmen durften „Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren“. Die beste Hirnleistung sollte mit einem VW Lupo prämiert werden. Womöglich wurde das Dreiliterauto bewusst als Prämie ausgewählt, um allzu trägen Geistern auf die Sprünge zu helfen: So wie das Auto wenig Sprit verbraucht, könnte doch auch der Fahrer enthaltsam trinken . . .

Am Mittwoch war es so weit: Siegerehrung im Verkehrsministerium. Herr Minister Bodewig höchstpersönlich sollte erscheinen, war dann aber verhindert und schickte seinen Staatssekretär. Langhaarige Tüftler in Jeans und Lederjacke, halbglatzige Erfinder mit Nickelbrillen und Computerfreaks in dunklen Sakkos standen vor dem Altbau in der Berliner Invalidenstraße Schlange. Wessen Erfindung würde den hohen Ansprüchen des Rates genügen? Der Schaumstoff-Mercedes? Das unter der Kühlerhaube eingebaute Trampolin, das bei einem Zusammenstoß Fahrer nebst Insassen in die Luft katapultieren würde, damit sie zwanzig Meter weiter mit Hilfe eines Kopf-und-Po-Airbags sanft landen? Das Computersystem „Fuck you“, das gefährliche rechtsspurige Drängler auf der Autobahn mit einem ausfahrbaren Stinkefinger abschreckt? Oder die Ernüchterungsmaschine „Finnland“, die per Nadelstich das Blut eines betrunkenen Autofahrers auf 120 Grad erhitzt und den Alkohl in weniger als sieben Minuten durch die Hautporen ausschwitzen lässt?

Keine dieser Ideen fand indes die erhoffte Anerkennung. Stattdessen stieg kurze Zeit später ein Bundeswehrsoldat in den VW-Kleinwagen, der dezent zwischen den Minister-Limousinen geparkt war. Seine Idee: „Wenn ich abends mit meinen Kumpels unterwegs bin, losen wir aus, wer von uns nichts trinken darf.“

Weiter so, Kamerad! Diene deinem Land nicht mit Waffen, sondern mit genialen Ideen! Schade übrigens, dass ich nicht mehr zu den 18- bis 25-Jährigen gehöre. Sonst hätte ich womöglich den Lupo gewonnen. Etwa mit der Idee: Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, trinke ich keinen Alkohol.

KATHARINA KOUFEN

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