: Vorsorge: Risikogruppe Frau
Gesundheitsrisiken von Frauen sind bisher kaum erforscht. An der schlechten Datenlage krankt auch die Vorsorge, so das Ergebnis einer Expertenanhörung im Bundestag
BERLIN taz ■ Der Befund hätte deutlicher nicht ausfallen können. Das deutsche Gesundheitswesen krankt an einer geschlechtermäßigen Schieflage: Frauen, so das Fazit einer Expertenanhörung im Bundestag, werden von der Medizin vernachlässigt. Die Datenlage ist schlecht, Gesundheitsvorsorge nicht mehr als ein frommer Wunsch.
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Gesundheitsrisiken müssten stärker berücksichtigt werden, hatte die Grünen-Fraktion schon im vergangenen Juli gefordert und einen entsprechenden Antrag in den Bundestag eingebracht. In Forschung, Gesundheitsvorsorge und Prävention würde den Frauen kaum Rechnung getragen. Das, so gaben alle Fachleute gestern vor den Ausschüssen Gesundheit und Frauen zu Protokoll, sei bisher nicht geschehen.
So sei die Datenlage bei Krebserkrankungen sehr schlecht, sagte Rolf Kreienberg, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Die bundesweiten Daten stützten sich bei Brust- und Eierstockkrebs auf das Saarland. Diese Zahlen seien aber nicht repräsentativ, so Kreienberg. Daher lasse sich kaum beurteilen, ob neue Therapien oder bisherige Versorgungsstrukturen sinnvoll sind. Nötig sei ein bundesweites Krebsregister.
Knapp ein Viertel der Patientinnen stürben an großen Tumoren, so Jutta Engel vom Tumorregister München. Betroffen seien vor allem Frauen über 65 Jahre. Eine Gruppe, so Engel, die regelmäßig zum Hausarzt oder Internisten gehe. Dennoch werde der Krebs oft zu spät entdeckt. Aufklärungskampagnen müssten sich daher verstärkt an diese Ärzte wenden.
Ein Grund für die unzulänglichen Diagnosen dürfte in der Struktur des deutschen Gesundheitswesens liegen. Frauen, so Astrid von Bühren vom Deutschen Ärztinnenbund, seien hier unterrepräsentiert. Unter den Chefärzten der Chirurgie etwa belaufe sich der Frauenanteil auf gerade 1,3 Prozent. Dabei seien 39 Prozent der 363.000 Ärzte Frauen. Das Ergebnis: „Patientinnen hören nur die Männermeinung.“
NICOLE MASCHLER
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