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United Colors of Berlin

Ausländerbeauftragte stellt Jugendstudie über die Haltung zu Ausländern und Integration vor. Die Toleranz, aber auch der Rechtsradikalismus wächst

von JULIA NAUMANN

Ein Großteil der Berliner Jugendlichen deutscher Herkunft befürwortet das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in der Stadt. Gleichzeitig ist ein Viertel der Jugendlichen offen gegenüber rechtsradikalen Einstellungen. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Ausländerbeauftragten des Senats, Barbara John (CDU), die gestern vorgestellt wurde.

In Johns Auftrag hat „inTrend“, ein Markt-und Sozialforschungsinstitut, 1.000 junge Menschen im Alter von 16 und 26 Jahren im Ost- und Westteil telefonisch zu Einwanderungs- und Integrationsfragen befragt. Eine Untersuchung mit ähnlichen Fragen hatte John bereits 1998 in Auftrag gegeben und veröffentlicht.

Die Jugendlichen sehen Berlin als einen attraktiven Lebensmittelpunkt. 94 Prozent fühlen sich „sehr wohl“ oder zumindest „wohl“. 1998 war das anders: Jeder fünfte Jugendliche gab an, sich nicht wohl zu fühlen. Drei Viertel sagen heute, dass sie „gute“ oder „sehr gute“ Zukunftsaussichten haben.

Der Umgang mit Menschen anderer Herkunft ist für junge BerlinerInnen zu etwas Normalem, Unspektakulärem geworden: So bejahten fast 90 Prozent, Ausländer im Freundes- und Bekanntenkreis zu haben, im Westteil sind es 93 Prozent, im Ostteil 75 Prozent. „Das hängt sicher mit dem Schul- oder Ausbildungsalltag zusammen, wo sich Deutsche und Nichtdeutsche Tag für Tag begegnen und zusammen aufwachsen“, sagte John.

Die Akzeptanz von Ausländern ist damit unter den jungen Deutschen gewachsen: Bei der Frage „Leben in Deutschland zu viele Ausländer?“ stimmten 1998 noch über die Hälfte einer derartigen Aussage zu. Jetzt sind es nur noch 26 Prozent. Für die Ausländerbeauftragte hat das damit zu tun, dass 1998 noch die wachsende Arbeitslosigkeit das gesellschaftlich bestimmende Thema gewesen sei. Auch sei das Konkurrenzdenken größer gewesen. Drei Jahre später sei die Stimmungslage „ganz anders, sehr viel optimistischer und toleranter“. Die gesellschaftliche Diskussion um Einwanderung sei dabei hilfreich gewesen.

Die Haltung zum Thema „Integration“ ist indes sehr differenziert: 96 Prozent der Befragten verlangen von Einwanderern, sich an deutsche Gesetze zu halten, 92 Prozent halten Sprachkenntnisse für unerlässlich. Was weniger interessiert, sind Kleidung, Religion, Essgewohnheiten oder kulturelle Eigenschaften: Hier fordern nur zwischen einem und acht Prozent eine Anpassung an deutsche Gewohnheiten. Anzeichen für die Bereitschaft zu einem selbstverständlicheren Zusammenleben unterschiedlicher Herkunft ist auch die Bereitschaft, eine Ehe mit einem Ausländer einzugehen. Dies bejahten 80 Prozent der Befragten.

Doch trotz der weitestgehend toleranten Meinungen gibt es ein beachtliches rechtsradikales Potenzial unter den Jugendlichen. So akzeptiert jeder vierte deutsche Jugendliche in Berlin rechtsradikale Einstellungen. Bei der Umfrage gaben 23 Prozent der Befragten an, sie hätten für Rechtsradikalismus „volles“ oder ein „gewisses“ Verständnis“. Hier sind die Unterschiede zwischen Ost und West gravierend: In den östlichen Bezirken sind es 32 Prozent, in den Westbezirken 18 Prozent.

Diese Zahlen bezeichnete die Ausländerbeauftragte Barbara John als „sehr besorgniserregend“. „Wir dürfen nicht erwarten, dass von den Jugendlichen ein offensiver Kampf gegen Rechtsextremismus gefüht wird“, sagte John. Vielmehr herrsche ein „geringes Empfindungspotenzial“, Rechtsradikalismus werde als Teil der Jugendkultur akzeptiert. Ihr Resümee: „Es ist kein Tabuthema mehr, rechtsradikal zu sein.“

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