: Tage des Zorns
Hunderte Palästinenser demonstrierten gestern gegen die Abriegelung der autonomen Gebiete
GAZA-STADT rtr ■ Im Westjordanland haben die Palästinenser den Mittwoch als „Tag des Zorns“ mit Protesten gegen die israelischen Besatzer begangen. Im Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten nach Angaben von Sanitätern einen 19-jährigen Palästinenser mit einem Schuss in den Rücken. Zusammenstöße habe es in dem Gebiet nicht gegeben, hieß es. Im Westjordanland starb eine Frau auf dem Weg ins Krankenhaus von Dschenin. Das Auto mit der Kranken war nach palästinensischen Angaben unterwegs mehrfach von israelischen Soldaten abgewiesen worden.
Zum Auftakt der Demonstrationen zogen rund 300 Palästinenser mit Fahnen zu einem israelischen Kontrollposten nahe der Stadt Ramallah. In Sprechchören forderten sie ein Ende der Besetzung. In Dschenin trugen rund 500 Demonstranten aus Protest den Leichnam der verstorbenen Frau zu dem israelischen Kontrollpunkt vor der Stadt. Verwandte berichteten, sie seien mit ihr im Wagen an dem Kontrollpunkt abgewiesen und auch auf einem Seitenweg noch einmal von israelischen Soldaten zurückgeschickt worden. Sie seien dann auf einem Feldweg in die Stadt gelangt, die Frau sei aber inzwischen tot gewesen.
In der Nacht zum Mittwoch war es in den Palästinensergebieten wieder zu Feuergefechten und Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Soldaten gekommen. Bei Nablus im Westjordanland hätten Palästinenser das Feuer eröffnet und auch im Gaza-Streifen sei es zu Schusswechseln gekommen, sagte ein Sprecher der Armee.
Augenzeugen und Krankenhausmitarbeiter berichteten, nach Auseinandersetzungen in dem Dorf Tkua im Westjordanland seien mindestens 18 Palästinenser ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nach Gefechten bei Kalkilja im Westjordanland habe die Armee die am Tag zuvor gelockerte Abriegelung der Stadt wieder verstärkt, teilte die Armee mit. Zufahrtsstraßen seien wieder gesperrt worden. Brigadegeneral Benni Gants sagte, solange Israel die Gruppe von Terroristen nicht gefasst habe, die einen Anschlag in Jerusalem vorbereiteten, werde die Blockade der Stadt Ramallah aufrechterhalten. Israel hatte am Dienstag nach Kritik der USA und der Europäischen Union eine Lockerung der Blockaden angeordnet, unter anderem der von Kalkilja. Die Fatah hatte am Vortag dazu aufgerufen, die Blockaden mit Gewalt zu brechen. In den Palästinensergebieten hält seit Ende September ein Aufstand an, bei dem bereits mehr als 420 Menschen getötet wurden.
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