: „Trittin hat unsere Unterstützung“
Lassen die Grünen Umweltminister Jürgen Trittin nach den Landtagswahlen nun fallen? Der NRW-Landeschef Frithjof Schmidt sieht keinen Anlass für derlei Spekulationen, da er Trittins Kritik an CDU-Chef Laurenz Meyer in der Sache für richtig hält
interview PASCAL BEUCKER
taz: Der Spiegel meldet heute, Sie hätten mit der grünen Bundesvorsitzenden Claudia Roth und NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn einen Unterstützerkreis für Jürgen Trittin gegründet. Ist Trittin inzwischen schon so schwach, dass er so etwas braucht?
Frithjof Schmidt: Nein. Wir haben auch keinen Unterstützerkreis gegründet. Richtig ist: Es gab eine Falschmeldung, in der unterstellt worden ist, wir würden vom grünen Landesverband in NRW aus den Rücktritt Trittins betreiben. Deshalb haben wir erklärt: Jürgen Trittin hat weiterhin unsere Unterstützung.
Wäre Bärbel Höhn denn keine geeignete Nachfolgerin?
Bärbel Höhn hat gezeigt, dass sie für alle politischen Spitzenämter geeignet ist. Aber die von Ihnen gestellte Frage stellt sich politisch gegenwärtig nicht.
In NRW steht eine Ablösung Trittins also nicht zur Debatte?
Jedenfalls nicht in der Parteilinken. Gerade in der Situation, wo die Union eine Kampagne gegen Jürgen Trittin fährt, gehört ihm unsere Unterstützung.
Sein Vergleich von Laurenz Meyer mit einem Skinhead hat aber auch in Ihrer Partei für einigen Unmut gesorgt?
Natürlich hat es eine Diskussion darüber gegeben. Seine etwas zu scharfe Formulierung hatte auch kontraproduktive Effekte. Worauf Trittin allerdings hinweisen wollte, finde ich in der Sache richtig: Es gibt in der Union einen fließenden Übergang zum rechten Nationalismus. Das sehen wir jetzt auch wieder bei der Unterschriftenkampagne, die die Union in Rheinland-Pfalz macht. Hier versucht die CDU, nationalistische Gefühle zu mobilisieren, so wie sie es auch schon im Landtagswahlkampf in NRW mit der Kampagne „Kinder statt Inder“ gemacht hat. Für seinen Skinhead-Vergleich, der in der Form über das Ziel hinausschoss, hat sich Trittin bei Herrn Meyer entschuldigt, und damit muss es nun auch gut sein.
Sie glauben also nicht, dass nach den gestrigen Landtagswahlen Ihrer Partei eine neue Personaldebatte ins Haus steht?
Wir werden das Wahlergebnis auswerten und über viele politische Fragen zu sprechen haben. Aber ich glaube nicht, dass das zu einer Personaldiskussion führt.
Jürgen Trittin agiert auch in der Auseinandersetzung um die Castor-Transporte nicht besonders glücklich. Ist es da abwegig, wenn einige in Ihrer Partei über Alternativen nachdenken?
Ja, das finde ich abwegig. Trittin hat in der Frage der Castor-Transporte als zuständiger Minister die schwierigste Position. Aber das Dilemma, vor dem wir als Partei insgesamt bei der Frage der Castor-Transporte und der Rücknahme des Atommülls aus Frankreich stehen, jetzt einer Person anzulasten, wäre absurd. Wir sind da in einer komplizierten Situation, weil wir einerseits Teil der Anti-AKW-Bewegung sind, dieser gleichzeitig klarmachen müssen, dass wir im Rahmen des Atomkonsenses, den wir als Partei mittragen, eben auch bei der Entsorgung der Altlasten von vierzig Jahren verfehlter Atompolitik schwierige Entscheidungen treffen müssen.
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