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Aufstand der Professoren

Deutscher Hochschulverband macht gegen Junior-Professur mobil. Dienstrechtsreform bewirke nur, dass qualifizierter Nachwuchs in die Wirtschaft abwandere

BERLIN taz ■ In den letzten Tagen häufen sich die Proteste: zuerst die Ärzte im Osten, dann die Piloten, gestern noch 3.759 Professoren und Habilitanden, die einen Aufruf des Deutschen Hochschulverbands gegen Junior-Professuren und Besoldungskürzung unterzeichnet haben. Eines ist allen protestierenden Berufsgruppen gemeinsam: Sie gehören zu den gehobenen Gehaltsklassen. Das mag auch erklären, warum der Aufruf des Hochschulverbandes am Mittwoch auf vier Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien. Kostenpunkt: über 240.000 Mark.

„Hinter dieser Unterschriftenaktion steht eine Phalanx konservativer Professoren, die ihre spezifischen Privilegien als letztes Aufgebot verteidigen“, meint Thorsten Bultmann, Geschäftsführer des Bundes Demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.

Um finanzielle Privilegien aber geht es den meisten Unterzeichnern auf der Liste nicht. Der größte Teil von ihnen ist bereits zum Professor auf Lebenszeit ernannt worden. Der Entwurf von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), nach dem das Ausgangsgehalt der Professoren um 1.500 Mark gekürzt und alle weiteren Vergütungen von der Leistung abhängig gemacht werden sollen, betrifft aber nur die neu zu berufenden Professoren. „Wir kämpfen mit den Unterschriften also nicht fürs eigene Portemonnaie“, betont Hartmut Schiedermair, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes.

Würde die Habilitation abgeschafft, sagt Bultmann, könnten Karrierewege erheblich verkürzt werden. Die Junior-Professur könnte das extreme Hierarchiegefälle zwischen wissenschaftlichen Assistenten und Professoren verringern. Der Hochschulverband jedoch pocht auf das traditionelle Assistentensystem: Die Junior-Professur führe zu einer unsicheren Arbeitssituation, da sie auf sechs Jahre und ein monatliches Gehalt von 6.000 Mark brutto beschränkt wäre. Wo allerdings der Unterschied zum wenig lukrativen und zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnis eines Assistenten ist, konnte Schiedermair nicht erklären.

In einem Punkt sind sich Bund Demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und Hochschulverband einig: Eine Strukturreform an den Hochschulen könne nicht einfach durch eine kostenneutrale Umverteilung der Mittel erfolgen. „Zwei Drittel aller wissenschaftlichen Beschäftigten, sozusagen der Mittelbau jenseits der Junior-Professur, kommen bei dieser Dienstrechtsreform schlecht weg“, moniert Bultmann. Die sinkende Attraktivität der Hochschuljobs führt laut Hochschulverband dazu, dass „Spitzenkräfte in die freie Wirtschaft abwandern“.

464 deutsche WissenschaftlerInnen, die im Ausland tätig sind, antworteten gestern spontan auf den Zeitungsaufruf des Hochschulverbandes. In einem offenen Brief sicherten sie Ministerin Bulmahn Unterstützung für die Hochschulreform zu. Die Aktion sei eingeleitet worden, „um dem massiven Widerstand von Interessengruppen zu begegnen, die um ihre Macht und ihre Privilegien fürchten“.ANNA HOLZSCHEITER

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