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Generationenkonflikt

■ Der BuKo der Grünen Jugend hofft, bald mehr Einfluss nehmen zu können

Bei den Spitzen der Alt-Grünen schrillen die Alarmglocken. Mit der Wahlschlappe von Baden-Württemberg ist die Generationenkrise wieder ins Bewusstsein gerückt. Den Grünen laufen gerade die Jungwähler weg. Jetzt wittern die jungen Grünen in der Partei die Chance, mit ihren Anliegen durchzudringen. Bei ihrem 16. Bundeskongress stellte die Nachwuchsorganisation am Wochenende Weichen, um künftig mehr Beachtung zu finden. Er sprach sich für Verhandlungen über eine Aufnahme als Teilorganisation der Mutterpartei aus.

Erstmals seit längerem war mit Claudia Roth eine Vertreterin der Parteispitze gekommen: „Wir müssen deutlich machen, dass grüne Politik nichts Verstaubtes, nichts Angegrautes ist.“ Hamburgs GAL-Sprecher und Parteistratege Kurt Edler räumte freimütig ein: „Wir sind einfach nicht mehr trendy.“ Auch für den Politnachwuchs ist es eine klare Sache: „Die Partei muss der Jugend mehr Perspektiven bieten, um dem Ein-Generation-Vorurteil etwas entgegenzusetzen“, meinte Niels Wiechmann, mit 25 Jahren jüngster Abgeordneter im rheinland-pfälzischen Landtag.

Dabei geht es den Jung-Grünen zwar mehr um Themen als um Posten. Dennoch ist es das Ziel der 1994 gegründeten Organisation mit dem stachligen und kampfeslustigen Igel als Symbol: „Wir wollen, dass nicht nur alte Männer in grauen Anzügen mit immer ähnlich langweiligen Sprüchen über unsere Zukunft entscheiden.“ Und zu den gesetzten Anzugträgern gehören für viele junge inzwischen auch zumindest die „kungelnden Honoratioren“ Joschka Fischer und Jürgen Trittin, auch wenn die Grünen-Spitze – im Durchschnitt Anfang 40 – „in der CDU wohl noch junge Wilde wären“.

Am Wochenende beschäftigten sich die Nachwuchs-Alternativen denn auch mit einem Herzensanliegen ihrer Generation: den Chancen und Risiken der vernetzten Welt. Einen Tag lang berieten 160 Jung-Grüne fachmännisch über die Chancen und Risiken von Open-Source-Software, IT-Struktur, E- Demokratie, digitaler Unterschrift oder Digital Rights Management – Dinge, „die für viele noch lange nicht nachvollziehbar, vor allem für Jüngere aber schon lange Realität sind“, wie Roth selbst charakterisierte. Jörg Fischer

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