Trittin und kein Ende

Eine groteske Debatte über den Umweltminister: Trittin geht oder er bleibt. Oder er geht doch. Und Kuhn wird sein Nachfolger. Oder Loske. Oder Müller

BERLIN taz ■ Die Debatte der Grünen über ihren Umweltminister Jürgen Trittin nimmt groteske Züge an. Die Partei redet wild durcheinander, jeder sagt etwas, und sei es, dass er sich mit der Bemerkung zitieren lässt, dass er nichts sagt. Jedes Gerücht ist auf dem Markt zu haben. Jeder Satz ist so und so zu interpretieren.

Die Parteispitzen wollen Trittin zum Rücktritt bewegen, heißt es bei den einen. Die Parteispitzen dementieren, heißt es bei den anderen. Fritz Kuhn und Claudia Roth stellen sich in Interviews klar hinter Trittin. Wobei das eine dem anderen nicht widerspricht. Kuhn wolle schließlich selbst Umweltminister werden, sagen die einen. Aber nicht vor 2002, sagen die anderen. Dritte wiederum behaupten, Kerstin Müller sei wahrscheinlich die neue Umweltministerin. Vierte lancieren das Gerücht, die Realos wollten Müller auf diesem Wege als Fraktionschefin loswerden. Müller fordert ein Ende der Personaldiskussionen und führt sie selbst weiter, in dem sie behauptet, sie habe kein Interesse am Amt des Umweltministers.

Ganz andere Kreise wiederum wissen genau, dass Joschka Fischer, Fritz Kuhn und Fraktionschef Rezzo Schlauch sich schon auf den Umweltexperten Reinhard Loske als Nachfolger von Trittin geeinigt haben. Aber je früher Loskes Name genannt werde, desto unwahrscheinlicher sei es, dass er am Ende wirklich Minister werde. So sei nun einmal Politik, heißt es.

Dann wird vermeldet, die Bundestagsfraktion wolle am Dienstag eine Vertrauensabstimmung über den Umweltminister herbeiführen und ihn so zum Rückzug bewegen. Ist das nicht irrational, fragen andere, wo die Fraktion dem Minister doch erst gerade das Vertrauen ausgesprochen hat? Der Fraktionssprecher sagt, eine Diskussion über Trittin stehe bisher nicht auf der Tagesordnung. Das heißt alles und nichts. Aber der Sprecher geht vorsorglich schon mal davon aus, dass der Umweltminister auch nach der Sitzung noch Umweltminister ist. Antje Vollmer, grüne Bundestags-Vizepräsidentin, meldet sich innerparteilich zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder zu Wort, und das gleich mit einer spektakulären Bemerkung: Es müsse eine „klare und faire Lösung“ für Trittin geben.

Darauf wird es hinauslaufen. Auf eine Lösung. Auf irgendeine. Es kann sein, dass Trittin bleibt, obwohl alle wollen, dass er geht. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass Trittin zu einem Zeitpunkt geht, zu dem alle wollen, dass er bleibt. Unter Umständen kommt alles auch ganz anders. Aber irgend etwas kommt. Vielleicht. JENS KÖNIG