: Dix und wie er den Krieg sah
■ Das Sprengel-Museum zeigt berühmten Radierungs-Zyklus des Künstlers Otto Dix
Hannover (dpa) – Das Sprengel-Museum Hannover zeigt bis Mitte August Otto Dix' berühmte Radierfolge „Der Krieg“. Erst zehn Jahre nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg war der 1891 geborene Künstler fähig, sich dieses Trauma von der Seele zu arbeiten. Grundlage für die 50 Blätter waren nach Angaben des Museums seine Arbeit „Schützengraben“ und sein Frontbuch. Die Blätter zeigten keine rein naturalistische Wiedergabe des Krieges mehr, sondern eine zur Metapher menschlicher Brutalität verdichtete Hyperrealität.
Im so genannten „Antikriegsjahr“ 1924 wurde der Zyklus veröffentlicht. Die Mappe machte sofort Furore. Sie wurde gefeiert als ein „Wahrheitsdokument, das die Hurramärchen und Heldenlegenden der Lehrbücher, Hetzgedichte und Bierreden als gemeinen Schwindel entlarvte“. „Bis heute hat die Arbeit nichts von ihrer erschütternden Aktualität verloren“, sagte der Leiter der Grafischen Sammlung des Museums, Norbert Nobis. Sie verdeutliche, wie Menschen und Landschaften in den Materialschlachten des Ersten Weltkriegs zerstört wurden.
Inhaltlich zentral ist bei dem Zyklus nicht das Kampfgeschehen selbst, das nur in einem Bild zu sehen ist. Dix sucht hinter den Motiven die „Zustände, die der Krieg hervorgerufen hat und die Folgen des Krieges“. Im Mittelpunkt steht die Darstellung des Todes. Fast 20 Bilder dokumentieren das finale Stadium. Der einzelne Tote ist auf makabre Weise im Bildvordergrund und in unangenehmer Detailfülle dargestellt.
Der Zyklus ist bis zum 12. August im Hannoveraner Sprengel-Museum, Kurt-Schwitters-Platz, zu sehen. Weitere Informationen im Internet unter www.sprengel-museum.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen