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Klimaschutz ist noch ein bisschen toter

Australien unterstützt Kritik der USA am Kioto-Protokoll. US-Prominente fordern Klimaschutz. Greenpeace blockiert Bohrinsel in der Nordsee

CANBERRA/LONDON ap/rtr/taz ■ Eine globale Klimakoalition gegen die USA zur Rettung des Kioto-Protokolls rückt in weite Ferne. Gestern scherte Australien aus der Gruppe von Industrieländern aus, die trotz des angekündigten Ausstiegs der USA am globalen Klimaschutz festhalten wollen. Die Regierung von Ministerpräsident John Howard bekräftigte, dass auch Entwicklungsländer ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen, wie die USA fordern. Australien werde sich aber an die Verpflichtungen von Kioto halten, hieß es. Unklar ist allerdings, ob Australien das Kioto-Protokoll auch ratifizieren will.

Die Abkehr Australiens ist ein Rückschlag für die Bemühungen, nach dem Ausstieg der USA das Kioto-Protokoll zu retten. Dafür müssten Staaten wie Japan, Russland, Kanada oder eben Australien überzeugt werden, die die Reduzierung von Emissionen ähnlich kritisch sehen wie die USA. Die 1997 von der UN-Klimakonferenz in Kioto beschlossene Vereinbarung ist das erste völkerrechtlich verbindliche Abkommen im Kampf gegen den Treibhauseffekt und soll eigentlich bis 2002 in Kraft treten. Voraussetzung ist, dass es von mindestens 55 Staaten ratifiziert wird. Darunter müssen sich Industriestaaten befinden, auf die mindestens 55 Prozent aller Treibhausgasemissionen entfallen. Die USA allein verursachen 25 Prozent der gesamten Schadstoffmenge.

In den USA wächst langsam die Kritik an Bushs Ausstieg aus dem Klimaschutz.

In einer Umfrage sprachen sich zwei Drittel der Amerikaner für deutliche politische Schritte zur Reduktion von Treibhausgasen aus. Einer am Sonntag veröffentlichten Time- und CNN-Umfrage zufolge verlangen sie, Präsident George W. Bush solle Pläne zur Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid und anderer klimaschädlicher Gase vorlegen. Drei Viertel der US-Amerikaner sehen der Erhebung zufolge die globale Erwärmung als schwer wiegendes Problem. Nur die Hälfte der Befragten aber war bereit, 25 Cent (55 Pfennig) mehr pro rund 3,8 Liter Öl zu zahlen. Im Time-Magazin fordern Prominente wie der frühere Präsident Jimmy Carter, der Schauspieler Harrison Ford, der Finanzier George Soros oder der Wissenschaftler Stephen Hawking Bush auf, „einen Plan zu entwickeln, um den US-Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren“. „Keine Herausforderung, der wir uns stellen müssen, ist von größerer Tragweite als die Bedrohung eines weltweiten Klimawandels“, heißt es dort.

Den direkten Weg zum Protest wählte wieder einmal Greenpeace. Etwa 20 Umweltschützer enterten gestern eine Bohrinsel der US-Ölfirma Jet vor der schottischen Küste. Die Demonstranten wollen das Auslaufen der Plattform aus der Cromarty Förde, etwa 30 Kilometer nördlich von Inverness, in der Nordsee verhindern. Die Besetzung sei ein Protest gegen die globale Erwärmung, erklärte Greenpeace: „Jets Öl tötet Menschen und überflutet Häuser, sodass wir diese Bohrinsel von weiterer Förderung abhalten“, hieß es.

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