: Für 1,40 zum Airport und zurück
Baubeginn für S-Bahn zum Flughafen. In vier Jahren soll sie in 23 Minuten vom Hauptbahnhof nach Fuhlsbüttel fahren ■ Von Sven-Michael Veit
Heute morgen sind alle „hochzufrieden“. Von einem großen Schritt im öffentlichen Nahverkehr Hamburgs wird die Rede sein, von einer Verbesserung der Infrastruktur, der Steigerung der Mobilität und – unvermeidlich – der Stärkung desWirtschaftsstandorts Hamburg. Denn dieser bekommt, dies die profane Nachricht hinter wortgewaltigem Ballast, was Weltstädte gemeinhin haben: Eine Anbindung des Flughafens an die S-Bahn.
Um 11 Uhr wird Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) vor dem Terminal 3 zum symbolischen Spatenstechen schreiten, SPD-Bausenator Eugen Wagner, Bahnchef Hartmut Mehdorn und Flughafen-Boß Werner Hauschild vervollständigen die Phalanx der Hochzufriedenen.
Das Projekt ist seit 30 Jahren überfällig, etwas über drei Kilometer lang und 440 Millionen Mark teuer, die je etwa zur Hälfte von Stadt und Bund getragen werden. Die gut zur Hälfte unterirdische Strecke führt vom Terminal 4, in dessen Keller bereits seit sechs Jahren der Rohbau eines S-Bahnhofs seiner Fertigstellung harrt, zum Bahnhof Ohlsdorf (siehe Planausriss) und von dort auf der Linie der S1 zum Hauptbahnhof. In vier Jahren soll sie vollendet sein und die Fahrzeit in die City auf 23 Minuten verkürzen.
Die Betriebskosten von gut 13 Millionen Mark sollen aus vier Quellen gedeckt werden. Die Hälfte erhofft man sich aus einem 1,40 Mark billigen Kombi-Ticket für Fluggäste, mit dem diese im HVV-Gesamtnetz hin- und zurückfahren dürfen. Dieses wurde mit der Flughafengesellschaft und den größten Airlines vereinbart. Airport-Chef Hauschild rechnet in 2005 mit gut elf Millionen Passagieren und einer „Umsteigerquote“ von 26 Prozent: Drei Millionen Menschen würden, so die Hoffnung, die S-Bahn nehmen statt des Autos.
Großkundenabos für die etwa 13.000 am Airport Beschäftigten bilden die zweite Einnahmequelle, Einzelfahrscheine die dritte. Zudem leitet die Stadt den Zuschuss von 1,6 Millionen Mark jährlich für den künftig überflüssigen Airport-Bus 110 auf die neue S-Bahn um.
Vereinbart wurde das Projekt im Februar 1999 zwischen dem roten und dem grünen Regierungspartner in einer Ergänzung zum Koali-tionsvertrag. Fixiert wurde zudem der Planungsbeginn für die Stadtbahn, den die GAL zuvor vergeblich gefordert hatte. In einjährigen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen mit Flughafen, Airlines, Bahn und HVV, die Handelskammer-Präses Nikolaus Schües moderiert hatte, war das Modell entwi-ckelt worden.
Runde nannte es seinerzeit ein „Musterbeispiel für die Lösung eines hochkomplexen Problems“; der grüne Verkehrsexperte Martin Schmidt weiß heute zu wiederholen, was er schon vor zwei Jahren sagte: „Ich bin hochzufrieden.“
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