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Avanti Dilettanti

Love Parade ist für den 14. Juli untersagt, sie soll am 21. Juli im Tiergarten stattfinden. Für den Termin sind auch schon Demonstrationen angemeldet

Im Tiergarten sind schon wieder zwei Veranstaltungen angekündigt

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Trotz der Entscheidung der Love-Parade-Veranstalter, die Raver nun am 21. Juli zur Siegessäule ziehen zu lassen, könnte auch dieser Termin platzen. Denn für dieses Datum gibt es nach Angaben der Innenverwaltung erneut zwei angemeldete Demonstrationen auf der Straße des 17. Juni. Die „Aktion 2000“, eine Initiative für „die gesunde Lunge Tiergarten“, und Lehrer haben für den 21. Juli Aufzüge angemeldet. Die „Aktion 2000“ kündigte gestern juristische Schritte an, sollte an ihrer statt das Megaevent mit über einer Million Besuchern auf der traditionellen Route stattfinden dürfen.

Innensenator Eckart Werthebach (CDU) hatte am Donnerstag der Love Parade den anvisierten Termin am 14. Juli und die Streckenführung zur Siegessäule endgültig untersagt. Stattdessen erhält die Umweltschutzinitiative „Rettet den Großen Tiergarten vor der Love Parade“ das Recht, dort zu demonstrieren. Diese war mit ihrer Anmeldung einer Gegendemonstration den Ravern zuvorgekommen. Nachdem Werthebach es abgelehnt hatte, die Love Parade parallel zur Umweltdemo durchzuführen, wollen jene mit ihrem Aufzug nun auf den 21. Juli ausweichen.

Werthebach gab sich zwar zuversichtlich, dass der 21. Juli als Ersatztermin für die Raver in Frage komme. Er musste aber einräumen, dass erneut „eventuelle gerichtliche Verfahren“ nicht auszuschließen seien. Sein Sprecher Hartmut Rhein bestätigte gestern, dass „schon wieder zwei Veranstaltungen angekündigt sind“. Ein angestrebter „Konsens“ zwischen den drei Gruppen sei noch nicht zustande gekommen, so Rhein zur taz. Parade-Sprecher Enric Nitzsche bedauerte zugleich, dass der Termin am 21. Juli „nicht offiziell“ bestätigt worden sei.

Die Veranstalter der „Aktion 2000“ wollen sich – ebenso wie die erfolgreiche Bürgerinitiative – von der Love Parade nicht aus dem Tiergarten verdrängen lassen. Sollte der Aufzug genehmigt werden, drohten sie den Gang vor die Gerichte an, um ihr Demonstrationsrecht auf der Straße des 17. Juni einzuklagen.

Unterstützung erhält „Aktion 2000“ von Hans-Heiner Steffenhagen, Sprecher der Initiative „Rettet den Großen Tiergarten“. „Die haben die gleichen Ziele wie wir“, sagte Steffenhagen. Er forderte „Aktion 2000“ auf, gegen die Innenverwaltung zu klagen, falls der Innensenator die Love Parade „für wichtiger erklärt“. Außerdem warf er Planetcom vor, sich „dilettantisch“ zu verhalten und Alternativrouten für die Techno-Party ausgeschlagen zu haben.

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