: Kleiner Marsch
Die Beteiligung am Ostermarsch war gering. Protest gegen Neuausrichtung der Bundeswehr
von DANIEL FERSCH
Etwa 500 Demonstranten zogen gestern Nachmittag beim traditionellen Ostermarsch der Friedensbewegung durch Mitte. Hatten die Organisatoren der Berliner Friedenskoordination vor einer Woche noch auf viermal so viele Teilnehmer für den Zug vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz gehofft, wurden ihre Erwartungen – wie bereits letztes Jahr – enttäuscht. Bundesweit nahmen am Osterwochenende nach Angaben der Friedensbewegung an rund 60 Orten über zehntausend Menschen an den Demonstrationen teil.
„Die Menschen werden müde“, glaubte die 62-jährige Anita Schröder, die sich selbst als „Fossil der Friedensbewegung“ bezeichnet, die Ursache für die geringe Beteiligung zu wissen. „Nur noch die ganz Jungen und die über 60-Jährigen lassen sich noch für die Ostermärsche mobilisieren“, bedauerte die Demonstrantin. Eine treffende Beobachtung: Denn zwischen ergrauten Pazifisten und DKPisten fand sich eine große Anzahl junger Leute. So wie der 20-jährige Hassan, der bei seinem ersten Ostermarsch gleich als Ordner tätig war. Seiner Meinung nach gibt es in der Gesellschaft wieder mehr Militarismus, dem entgegengetreten werden müsse.
Offiziell richtete sich die diesjährige Demonstration gegen die Umwandlung der Bundeswehr in eine Kriseninterventionsarmee. Bei der Kundgebung präsentierten die Teilnehmer einen bunten Strauß an Forderungen, der von „Weg mit der NPD“ bis zum Abschiebestopp für Flüchtlinge reichte. Ein Teilnehmer wandte sich auf einem Plakat vor der Brust gegen die Schließung des Krankenhauses Moabit, und forderte auf dem Rücken „Frieden für Palästina“.
Einig waren sich die meisten der österlichen Friedensmarschierer jedoch in ihrer Ablehnung der rot-grünen Bundesregierung. Erschreckend fände er es, so der 34-jährige Antikriegsaktivist Gunnar Krüger, dass Deutschland sich unter Rot-Grün wieder an einem Angriffskrieg beteiligt habe: „Solange wir keinen Sozialismus haben, wird es weiter Kriege geben.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen