: Hoffentlich nicht versichert
Eine frühe Rentenversicherung ist für die Vorsorge im Alter nicht immer die beste Wahl. Wer zunächst mit Fonds spart und erst im Rentenalter einen Teil des Ersparten in eine Versicherung steckt, fährt viel besser, rät die Stiftung Warentest
von KATHARINA KOUFEN
So kurios es klingt: Eine Rentenversicherung ist nicht immer die beste Altersvorsorge. Die Stiftung Warentest warnte gestern vor voreiligen Vertragsabschlüssen. „Als Erstes muss sich jeder Einzelne darüber klarwerden, was er eigentlich braucht“, sagte Axel Kleinlein von der Warentest-Zeitschrift Finanztest gestern der taz. Die richtige Absicherung fürs Alter sei abhängig von Alter, Familienstand, Risikofreudigkeit sowie der erwarteten Rente aus staatlicher und betrieblicher Versicherung.
„Jungen Leuten mit Familie empfehlen wir eine Risiko-Lebensversicherung zusätzlich zu einem Fonds“, so Kleinlein. „Das entkoppelt Sparen fürs Alter vom Bedürfnis nach Sicherheit im Todesfall.“ Rentenversicherungen seien eher für Singles geeignet, vor allem für solche, „die sich wenig mit Finanzthemen auseinander setzen und Sicherheit fürs Rentenalter wollen“. Doch prinzipiell empfiehlt Kleinlein einen anderen Weg: „Wer heute 30 ist, sollte sehen, dass er Vermögen bildet.“ Und das gehe mit Fonds besser als mit einer Rentenversicherung.
Wer eine Privatrente über die Jahre ansparen will, solle in jedem Fall bis Januar 2002 warten, rät der Warentest-Experte. Denn noch sei nicht sicher, welche Vorsorgeformen nach dem Abschluss der Rentenreform steuerlich begünstigt würden.
Auch denen, die kurz vor der Rente stehen, empfiehlt die Stiftung Warentest, nicht nur auf die private Rentenversicherung zu setzen. Wer bei Rentenbeginn einmalig eine große Summe einzahle, garantiere sich zwar ein lebenslanges Einkommen. Doch die Versicherung biete nicht nur weniger Rendite als andere Anlageformen. Auch werde das eingezahlte Geld nicht an Angehörige ausgezahlt, wenn der Versicherte früh stirbt. Und: Wer sich mal was Teures leisten will, kann nicht an sein Geld heran.
Daher sollte laut Finanztest nur die Grundbedürfnisse über eine solche Versicherung abgesichert werden – und zwar über eine Variante mit steigender Rente. Wer im Vertrag eine konstante Rente vereinbart, muss mit sinkendem Einkommen rechnen, etwa wenn die Zinsen sinken oder die Lebenserwartung steigt. „Für die Urlaubsreise zweimal im Jahr und das Einkaufserlebnis im Nobel-Kaufhaus eignen sich Auszahlpläne von Investmentfonds deutlich besser“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztest. Solche Fonds könnten mit festverzinslichen Sparkonten kombiniert werden.
Finanztest vergleicht in seiner neuesten Ausgabe die Renditen von Fonds, Bankauszahlplänen und Rentenversicherungen. Auch unter Rentenversicherungen gibt es große Unterschiede: Von 126 Angeboten waren drei „mangelhaft“: das von der Vereinten und Concordia für Männer sowie das der WWK für Frauen. „Die Unterschiede zwischen guten und schlechten sind im Portemonnaie deutlich spürbar“, so Tenhagen. Wer als Mann jetzt 100.000 Mark einzahlt, erhält von der BHW laut Finanztest eine Sofortrente von 800 Mark, von Ideal nur 640 Mark.
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