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Ritualmorde vor Gericht

Theoretiker des Sonnentempler-Ordens bestreitet Vorwürfe im Prozess um Massenselbstmorde

GRENOBLE dpa ■ Der Orchesterchef Michel Tabachnik ist im Prozess um Massenselbstmorde der Sonnentempler-Sekte teilweise entlastet worden. Von den Urhebern der Ritual-Selbstmorde 1994 in der Schweiz habe keiner überlebt, sagte der leitende Untersuchungsbeamte gestern vor der Strafkammer im ostfranzösischen Grenoble. Tabachnik, der als Theoretiker der Sonnentempler-Sekte gilt und wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung angeklagt ist, sei in diesem Zusammenhang nichts vorzuwerfen, sagte der Schweizer Justizbeamte. Nach den Massakern habe sich Tabachnik 1996 selbst bei der Genfer Polizei gemeldet.

Die Massenselbstmorde der Sonnentempler-Sekte, bei denen 74 Menschen starben, werden in Grenoble erstmals in einem Prozess aufgerollt. Tabachnik bestreitet alle Vorwürfe, mit seinen Publikationen zu den Selbstmorden angestiftet zu haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Das Verfahren läuft bis zum 30. April.

Zwischen Oktober 1994 und März 1997 waren in der Schweiz, Kanada und Frankreich 74 Sektenmitglieder des Sonnentempler-Ordens tot aufgefunden worden. Die Untersuchungsverfahren in der Schweiz und Kanada wurden eingestellt. Mitglieder der Sekte, deren Lehre christliche Rituale, die Apokalypse, Marienkult und Astrologie vermischt, mussten ihr Geld der Sekte überlassen und außerdem Familienbindungen lösen.

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