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aids-medikamenteDas Ende der Prinzipienreiterei

Durchbruch für alle Aidskranken der Welt: Südafrikas Regierung und die Pharmaindustrie haben sich außergerichtlich auf eine Zulassung billiger Medikamente geeinigt. Zu lange hatte Prinzipienreiterei das Thema beherrscht: Auf der einen Seite wurde das Festhalten an einer engen Auslegung des Patentrechts gleichgesetzt mit dem Recht auf Wucherpreise; auf der anderen mischte sich die Suche nach billigeren Alternativmedikamenten mit Elementen eines demagogischen Antiglobalisierungskreuzzugs. Jetzt haben sich beide Seiten entschlossen, über ihren Schatten zu springen.

Kommentarvon DOMINIC JOHNSON

Ob sie es tatsächlich tun, bleibt natürlich noch abzuwarten. Aber zumindest deuten sich flexible Lösungen an, wenn die Konzerne billige Nachahmungen patentierter Medikamente – so genannte Generika – nicht mehr verteufeln und die Regierungen der mächtigeren Entwicklungsländer die Industrie nicht mehr zum Buhmann machen. Die Erfahrung zeigt: Nur dort, wo billige Generika zur Verfügung stehen, senken Pharmakonzerne die Preise ihrer Produkte tatsächlich auf ein realistisches Niveau. Und nur wo solche Preissenkungen auf freiwilliger Basis umgesetzt werden, können die Regierungen mit den nötigen Finanzmitteln von außerhalb rechnen, um einen wirksamen Kampf gegen Aids-Ausbreitung und eine bessere medizinische Betreuung der Kranken zu gewährleisten.

Jetzt ist von allen Seiten Handeln gefragt. Die UNO muss über eine flexible Interpretation des internationalen Patentrechts wachen, und sie muss darauf achten, dass die Pharmaindustrie ihre gegenüber Kofi Annan gemachte Zusage von vor zwei Wochen einhält, die Medikamentenpreise in den ärmsten Ländern der Welt dauerhaft zu senken. Zudem müssen die afrikanischen Länder sowie die Medikamente produzierenden Staaten Indien und Brasilien ihre Arbeit endlich koordinieren. Die nächsten afrikanischen Treffen zum Thema Aids – nächste Woche in Nigeria und Anfang Mai in Burkina Faso – bieten dazu Gelegenheit.

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