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„Ehre! Freiheit! Vaterland!“

Die Internet-„Heimseiten“ der Burschenschaften sind nur was für Hartgesottene. Gruselfaktor garantiert inklusive

Meine neue Lieblingshomepage ist www.couleurartikel.de. Die dort angebotenen Artikel sind höchst studentisch – so versichern es jedenfalls die Betreiber besagter Website. Dort taucht man tief ein in eine akademische Welt, die den Laien mindestens ebenso fremd ist wie der Streit zwischen Spermatozoisten und Ovaristen. Gruselfaktor inklusive: Online wird hier alles zur Bestellung feilgeboten, was des Burschenschaftlers Herz begehrt: Degen, Fahnen und Bücher mit Titeln wie „Blut und Paukboden“ oder „Die Fuxenstunde“. Endlich wird klar, was die jungen wohlfrisierten Herren mit dem Geld anstellen, das sie durch die konkurrenzlos günstige Unterkunft in den Verbindungshäusern sparen. Bierkrüge mit eingelegtem Wappen sind nicht eben billig. Eine Parademontur ist für schlappe 1.274 Mark erhältlich, würde dafür aber auch jedem Pförtner eines Grandhotels Ehre machen. Wer möchte, kann 70 Mark in einen silbernen „Zipfel“ investieren – eines jener seltsamen Objekte, den die Burschis mit ihren Kameraden zur Bekräftigung der männlichen Freundschaft tauschen.

Für Freunde des schlechten Geschmacks bieten auch die Fotogalerien auf Homepages der einzelnen Verbindungen Entertainment der Spitzenklasse. Hat man sich erst mal an Wappen und Wahlspruch vorbeigeklickt, kann man herrliche Schnappschüsse des deutschen Führungsnachwuchses betrachten. Da strahlen einem dann etwa Milchbärte mit Bauhelm entgegen (Besichtigung des Atomkraftwerks Lingen). Andere Ablichtungen zeigen Kommilitonen manierlich am Festtagstisch eines „Alten Herren“ und seiner nur als „die viel gerühmte Köchin“ vorgestellten Ehefrau oder leicht schwankend mit umgehängter Schärpe überm beginnenden Bierbauch (zu Besuch beim Schnapsbrenner Berentzen). Auch beim gemeinsamen Alkoholkonsum mit Angehörigen des anderen Geschlechts zeigen sich Burschenschaftler im Internet: Nicht umsonst verkünden sie auf ihren Homepages, dass Damen stets gern gesehen seien. Aufnahme in den erlauchten Kreis finden sie aber nur als Frauen der Mitglieder.

Auch politisch seien sie für alle offen, beteuern die Verbindungs-Homepages häufig, freilich erst, nachdem die Besucher mit Wahlsprüchen wie „Ehre! Freiheit! Vaterland!“ vertraut gemacht worden sind. Die Erlanger Burschenschaft Frankonia verkündet eine ganz undiplomatische Leitkultur: „Die Masse links liegen lassen“. Nur für ganz hartgesottene Humorfreunde ist der Internetauftritt der „Normannia-Nibelungen“ geeignet. Hier werden Homepage und Links plötzlich zu Heimseite und Verweisen teutonisiert. Wenn sich die Herren dann auch noch im Gästebuch mit „Waffenbruder“ anreden, rutscht der Spott über klangvolle Akademikerverbindungen wie „Sauerlandia“ nicht mehr so leicht über die Lippen.

Schmunzeln kann ich erst wieder auf den Seiten des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft. Der empfiehlt neben den Frakturschrift-Gazetten FAZ, die freiheitliche Aula und Junge Freiheit auch die taz als Publikation, „die hin und wieder über das Verbindungswesen berichtet“. Berichterstatterpflicht hiermit erfüllt. Dafür sollte es einen Silberzipfel geben, mindestens. Mit dem Teil am Rückspiegel stech’ ich nämlich den nächsten Opelpiloten neben mir an der Ampel locker aus. FIETE STEGERS

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