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Armutsbericht widerlegt Faulenzer-These

Arbeitslosigkeit Hauptursache von Armut. Zur Reichtumsverteilung von oben nach unten schweigt die Regierung

BERLIN taz ■ Der gestern von Bundesarbeitsminister Walter Riester vorgestellte „Armuts- und Reichtumsbericht“ ist ein „höchst alarmierendes Dokument gesellschaftlicher Spaltung“. So interpretiert die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Barbara Stolterfoht, die Daten. Die Zahl der Vermögensmillionäre stieg zwischen 1973 und 1998 von 217.000 auf 1,5 Millionen, während sich die Zahl der Sozialhilfebezieher im gleichen Zeitraum in Westdeutschland vervierfachte und im Osten seit 1991 verdoppelte.

Nach Auffassung von Caritas-Präsident Hellmut Puschmann widerspricht der Bericht der Äußerung von Kanzler Schröder über „faule Arbeitslose“. Er belege vielmehr, dass Arbeitslosigkeit als Hauptgrund für Armut vor allem „strukturelle Ursachen“ hat. Dazu gehören neben dem Wegfall von Arbeitsplätzen durch neue Technologien auch die fehlende Angebote zur Kinderbetreuung. Für die stellvertrende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer weist der Bericht darauf hin, dass Besitzer großer Vermögen an der Finanzierung staatlicher Leistungen unterdurchschittlich beteiligt sind. Engelen-Kefer sprach sich für eine „tabulose Diskussion“ über soziale Gerechtigkeit aus. Die erscheint dringend nötig, denn in dem Kapitel „Politik der neuen Bundesregierung“ findet man nicht eine Maßnahme, die als Umverteilung von oben nach unten interpretiert werden könnte. Auch das Wort „Erbschaftsteuer“ kommt nicht vor. ESE

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