Keine Spur

■ Nach Mord an Engländer hat Polizei 10.000 Mark Belohnung ausgesetzt

Rund dreieinhalb Monate nach der Ermordung eines 37-jährigen Engländers in Bahrenfeld ist jetzt eine Belohnung von 10.000 Mark ausgesetzt worden. Der Mann war am 8. Januar tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Die Hamburger Mordkommission wird sich mit dem noch ungeklärten Mordfall heute auch im Rahmen der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst an die Öffentlichkeit wenden. Die Tat und das anschließende Vorgehen der Polizei hatten in der Schwulen-Szene erhebliche Verunsicherung ausgelöst.

Auf der Suche nach dem Mörder hatte die Polizei im Februar zwei Lokale in der Talstraße auf St. Pauli durchsucht. Bei der zweieinhalbstündigen Razzia in einer Bar und einem Gay-Kino hatten die Beamten von Mordkommission und Landesbereitschaftspolizei die Personalien von insgesamt 200 Besuchern der Lokale festgestellt. Die Polizei ließ anschließend verlauten, die Aktion sei ohne Zwischenfälle verlaufen und „von großer Kooperationsbereitschaft der Betroffenen gekennzeichnet“. In der Szene wurde dagegen auch starke Kritik an der Razzia geübt.

Der Engländer war in der durchsuchten Bar zuletzt lebend gesehen worden. Danach hatte sich die Spur des Opfers verloren. Die Polizei vermutet, dass der Mann auf dem Weg nach Hause seinem Mörder begegnet sein müsse.

Im Januar gab es in Hamburg zwei schwere Raubüberfälle, die laut Polizei ebenfalls ihren Ausgangspunkt in der Talstraße hatten. In beiden Fällen waren Schwule die Opfer. Die Polizei schließt nicht aus, dass zwischen dem Mord und den Überfällen ein Zusammenhang besteht. Eventuell handelt es sich um dieselben Täter, die ihre Opfer gezielt im Schwulenmilieu aussuchen. taz/lno