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Hohe Spritpreise: Autofahrer zeigen langsam Vernunft. Sie fahren weniger und sparsamer. Nur ADAC schießt quer

FRANKFURT/M. dpa/ap ■ Mit den wegen des hohen Ölpreises immer noch steigenden Benzinpreisen könnte gelingen, was die Bundesregierung mit ihrem Ökosteuerkonzept nicht hinbekam: Die Verbraucher lassen ihr Auto immer öfter stehen oder fahren Sprit sparender und damit umweltfreundlicher. Und zumindest im Augenblick sieht es auch so aus, als wolle Rot-Grün diesen Trend nicht behindern – obwohl etwa der ADAC weiterhin vehement auf finanzielle Ausgleiche für die Autofahrer drängt. Verschiedene Regierungsmitglieder sagten am Wochenende, man habe die Entwicklung bereits bei der Erhöhung der Kilometerpauschale miteingerechnet. Nun müssten die Verbraucher eben ihr Fahrverhalten überdenken.

Viele Autofahrer haben das offenbar inzwischen längst gemacht. Nach einer Umfrage von Focus unter 1.150 Frauen und Männern gaben 62 Prozent der Befragten an, Benzin sparend zu fahren. 28 Prozent erklärten sogar, sie würden nun andere Verkehrsmittel benutzen. Immer noch 23 Prozent dagegen erklärten, sie wollten so weiterfahren wie bisher. Umfragen anderer Medien kamen zu tendenziell ähnlichen Ergebnissen.

Trotzdem drängte der ADAC vehement auf eine Absenkung von Öko- und Kraftfahrzeugsteuer und forderte noch mehr Geld für die Straße. Losgelöst von möglichen Entscheidungen der Politik hatte er für seine veränderungsunwillige Klientel aber auch noch eine Handlungsalternative im Angebot: Präsident Otto Flimm rief zum Boykott teurer Markentankstellen auf. Auch ohne dass man den großen Konzernen Preisabsprachen nachweisen könne, wüssten diese „genau, wann Ostern oder wann Pfingsten ist“. Diese Preispolitik müsse man nicht mitmachen. Er riet allen Autofahrern, sich an kleinen oder freien Tankstellen zu versorgen.

Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) sagte, er hoffe nicht, dass die Benzinpreise anhaltend auf dem derzeitigen Niveau blieben. Eine Prognose falle ihm aber auch schwer, weil es bei den Benzinpreisen eine gewisse Sonderkonjunktur gebe. Deutschland müsse ein Drittel des Benzins als Benzin importieren, da in den vergangenen zehn Jahren zu viel Raffineriekapazität abgebaut wurde. Damit sei man auf die Preise des Rotterdamer Spotmarkts angewiesen.