: Die Pointenfabrik
Das „Schlagloch“ ist nicht nur eine Schülerzeitung aus Zwöritz, sondern auch die Kolumne auf der Meinungsseite der taz, die eigentlich aus einem Zitat entstehen soll. Die Veranstaltung zur Kolumne – „Schlaglöcher: Aktuelles zum Fraß vorgeworfen“ – bewies dagegen, dass die Autoren heimlich auch den entgegengesetzten Weg gehen. „Ich schreibe erst, was mir einfällt, und suche dann das Zitat dazu“, gestand Klaus Kreimeier zum Auftakt ein. Dann ging es Schlag auf Schlag und die Pointenfabrik auf Sendung: Ausschnitte der „Tagesschau“ sollten die auf dem Podium vertretenen Schlagloch-Autoren zu mehr oder weniger spontaner Witzigkeit animieren. Walther Leisler-Kiep (CDU), der in diesen Tagen noch einmal eben eine Million auf seinem Konto entdeckt hatte, machte das schon ganz gut und diente Friedrich Küppersbusch als Beispiel dafür, wie man aus einem CDU-Schatzmeister einen „CDU-Schwarzmeister“ machen kann, der noch dazu „die alte Frisur von Helmut Schmidt recycelt“ hat.
Zu Leisler-Kiep fiel sofort jedem etwas ein, nur nichts Gutes; Viola Roggenkamp hielt den Mann sogar für eine männliche Birgit Breuel. Beim Armuts- und Reichtumsbericht kam bei Roggenkamp dann die Vermutung auf, dass „unser Sozialsystem wenig Würde zulässt“, während Kerstin Decker mit Botho Strauß von der „Würde der bettelnden Zigeunerin“ zu schwärmen begann. Aber was sollte man schon sagen zu einem Fernsehbericht, in dem die Vermutung geäußert wurde, „dass der Hauptgrund für Arbeitslosigkeit immer noch das Fehlen von Arbeitsplätzen ist“. Zu Recht schlug Michael Rutschky deshalb vor, die Schwarzarbeit zu legalisieren und den gleichzeitigen Bezug von Arbeitslosenhilfe als „eine Art Stipendium“ zu begreifen. Auch Kreimeier wollte beim Blaumachen von Schweden lernen: „Es ist nur natürlich, sich den Zwängen einer geregelten Arbeit zu entziehen, wenn Geist und Körper eine Pause brauchen“. Schließlich brauchen wir ein „gesundes Humankapital“!
Am Ende ein Tagesschauauftritt Gerhard „Es-gibt-kein-Recht-auf-Faulheit“ Schröders und pflichtgemäßes Anprangering der Sozialverbände. Küppersbusch wusste, dass dieser „Original Nazi-O-Ton“ so zwischen dem Kanzler und seinem Regierungssprecher entstanden ist, wie andernorts eine Geisterfahrt auf der Autobahn nach einer Wette bei einer flüssigen Abendgestaltung („Das ist so dumm, das bringst du nicht!“ – „Bring ich doch!“). Der Unterschied: Während Geisterfahrer meistens allein bleiben, „hängen sich bei Schröder mindestens vierzig Kommentatoren dran.“ ANDREAS SPANNBAUER
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