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Fragwürdiger Grundschul-Test

■ GEW: Internationaler „IGLU“-Test wird von Lemke missbraucht

In den nächsten Wochen wird in den 4. Klassen der Grundschulen in allen Bundesländern die „Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung“ (IGLU) durchgeführt. Diese Untersuchung, die international in über 30 Ländern stattfindet, soll Aufschlüsse über die Leseleistungen und in Deutschland - auf Beschluss der Kultusministerkonferenz - auch die Rechenleistungen am Ende der vierjährigen Grundschulzeit geben. An der internationalen Auswertung nehmen aus Bremen zwei Schulen teil (Am Wasser und Grolland), an der deutschen Zusatzauswertung 23 weitere Schulen aus Bremen und Bremerhaven.

Die Bremer Bildungsbehörde hat sich nun eine weitere Zusatzerhebung ausgedacht, die in fataler Weise an die unselige Auseinandersetzung um „USUS“ in der letzten Legislaturperiode erinnert: Die 14 ehemaligen Vollen Halbtagsschulen, denen im letzten Sommer über die Hälfte der Sonderausstattung gekürzt wurde, sollen insgesamt an diesen Tests teilnehmen und mit weiteren 12 Schulen, in denen gerade die „Verlässliche Grundschule“ eingeführt wurde, verglichen werden.

Ein nach acht Jahren abgebrochener Schulversuch („Volle Halbtagsschule“) soll mit einer gerade eingeführten und viel zu gering ausgestatteten Schulform verglichen werden („Verlässliche Grundschule“). Ein solcher Vergleich wäre sinnvoll, wenn nach den Folgen der Kürzungen und Ausstattungsmängel für die Kinder und das Schulklima gefragt würde. Ein flächendeckender Lese- und Rechentest ist dagegen völlig überflüssig. Bezeichnend ist, dass die Eltern, die an der Bremer Zusatzuntersuchung teilnehmen sollen, hierüber nicht informiert werden sollten. Nachdem die GEW darauf hingewiesen hatte, hat nun Bildungssenator Lemke zugesagt, dass die betreffenden Eltern einen zweiten Elternbrief bekommen sollen, mit dem das Einverständnis mit der Bremer Test-Reihe eingeholt werden soll.

Die GEW lehnt diese Bremer Zusatzuntersuchung ab und empfiehlt den Eltern, ihre Zustimmung zur Teilnahme ihrer Kinder zu verweigern. Jürgen Burger

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