Schulhofgeschichten

Kein Puppenspiel: Das 6. Deutsche Kinder- und Jugendtheatertreffen „Augenblick mal!“

Am Eingang wurden erst einmal Protestschreiben verteilt, die sich auf den geradene erschienenen Sammelband „Kinder- und Jugendtheater in Berlin“ bezogen. Zahlreich und wütend war Berlins Puppenspielerzunft zur Buchpräsentation und anschließenden Podiumsdiskussion in der Friedrich-Ebert-Stiftung erschienen. Die Darstellung ihrer Szene in dem Buch sei zu wenig konstruktiv, fanden sie, zu wenig hintergründig und überhaupt: von allem zu wenig. Puppenspieler wären ja ohnehin nur die Randgruppe der Randgruppe „Jugendtheater“.

Die Veranstaltung war der offizielle Auftakt des 6. Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen „Augenblick mal!“. Gerd Taube, der künstlerische Leiter des Festivals, und das Podium wollten „Kinder- und Jugendtheater im Spiegel der Kulturpolitik“ betrachten. Doch der größte Teil der Diskussion zog mit dem Wortgefecht zwischen den Autoren des Buches auf dem Podium und den Puppenspielern im Publikum vorüber. Eine geradezu symptomatische Situation, scheint in der Jugendtheaterszene doch viel Energie im Kampf untereinander verloren zu gehen. Es ist eben so: Wenig Aufmerksamkeit lässt sich schwer teilen.

Symptomatisch war auch, dass weder Jugendliche noch Politiker der Einladung in die Friedrich-Ebert-Stiftung gefolgt waren. Da zumindest Letztere wenigstens eingeladen worden waren, lieferte die Veranstaltung schließlich doch einen, wenn auch eher unfreiwilligen Kommentar zum Kinder- und Jugendtheater „im Spiegel der Kulturpolitik“.

Zwei schlaue Gedanken hätten in einer anderen Atmosphäre und mit anderen Gästen genauer betrachtet werden können. Zum einen war man sich einig, dass Jugendtheater nicht nur auf der pädogischen Folie betrachtet werden, sondern auch ästhetisch diskutiert werden muss. Gerd Taube wies diesbezüglich auf das Spektrum seines Programms hin: Die zehn Produktionen, die im Rahmen von „Augenblick mal!“ gezeigt werden, zeigten doch verschiedenste formale Zugangsweisen: Medienästhetik, Märchensprache, Mischformen mit Figuren, Puppentheater und schließlich Theater mit choreografischen Elementen. In den verschiedenen festivalbegleitenden Foren sollen die gewonnenen Erkenntnisse zur Ästhetik des Kindertheaters weiter diskutiert werden.

Zum anderen, befand man auf dem Podium, fehle immer noch die Vermittlung zwischen Künstlern und Kindern. Die Festivalleitung macht in diesem Zusammenhang auf die Vorstellung des EU-Projektes „Schulhofgeschichten“ aufmerksam. Die Kommunikation mit Lehrern müsse verstärkt werden, weil die Schulen den besten Kontakt zum Publikum böten. Und auch die Kommunikation untereinander. Da war man sich einig. Wenigstens.

JULIA ENGELMAYER

Das Festival „Augenblick mal!“ läuft bis zum 10. Mai. Programminformationen und Karten unter Tel. 55 77 52 52. Weiteres unter www.jugendtheater.net