„Es geht darum, Krieg zu vermeiden“

Interview mit Arben Xhaferi, Chef der Demokratischen Partei der Albaner, zu den Chancen der neuen Regierung

taz: Die Regierung der nationalen Einheit ist durch Druck von außen zustandegekommen. Geben Sie ihr eine Chance?

Arben Xhaferi: Sicherlich, sonst wären wir nicht beigetreten. Es geht schlicht und einfach darum, Krieg zu vermeiden. Wir müssen in dieser schwierigen Situation gemeinsam die Macht nutzen und gemeinsam Verantwortung tragen. Wir müssen auch einen Mentalitätswandel in der Bevölkerung herbeiführen, Xenophobie und Hass sollten aus dem Alltag verschwinden.

Eine Ihrer Forderungen ist, die Verfassung zu ändern und den Albanern gleiche Rechte zu geben. Geschieht das jetzt?

Diese Frage gehört zu den schwierigsten Problemen. Die makedonische Seite bewegt sich nur langsam in die richtige Richtung. Das ist aber notwendig, um den Frieden zu erhalten.

Haben Solana und Robertson Sie in dieser Frage unterstützt?

Die Verfassung muss den internationalen Abkommen und Konventionen angepasst werden. Die beiden internationalen Vertreter haben Druck auf alle Seiten ausgeübt.

Reicht das denn alles aus? Der Krieg kann doch nur ernsthaft gestoppt werden, wenn die UÇK Teil des Spieles ist.

Wir können nur auf sie einwirken, das Kämpfen einzustellen. Vor allem, in dem wir unsere Forderungen durchsetzen. Mit der UÇK zu verhandeln, ist zu früh und kann unsere Partner überfordern.

Sind alle Partner der Regierung einig, das Hauptziel zu erreichen, den Frieden zu wahren?

So nehme ich doch an.

Sie sind sehr diplomatisch. Seien Sie ehrlich: Geben Sie dieser Regierung wirklich eine Chance?

Ja, weil die Alternative die Fortsetzung der Kämpfe wäre. Es besteht also ein Druck, sich zusammenzuraufen. Die breite Basis der neuen Regierung gibt uns die Möglichkeit, die erforderlichen Maßnahmen auch durchzusetzen. Wir müssen uns aber immer wieder vergegenwärtigen, dass die Gräben in der Bevölkerung tief geworden sind. Wenn wir das Steuer nicht ernsthaft herumreißen, werden wir alle keine Zukunft haben. Ich versuche seit Jahren, für die Durchsetzung demokratischer Standards zu werben. Die Zukunft der Region hängt davon ab. Aber es gibt so viel Misstrauen auf der makedonischen Seite. Warum werden wir Albaner so mssßtrauisch angesehen? In der besten Zeit Kosovos, zwischen der Einführung des Autonomiestatuts 1971 und 1981, haben die Albaner viele Institutionen aufgebaut, wir wurden Teil des Lebens in Jugoslawien, vom Sport bis zu den Künsten. Daran denke ich oft, das war eine glückliche Zeit.

INTERVIEW: ERICH RATHFELDER