: Nachhaltiges glotzen
Fernsehen soll Kindern zeigen, wie sie umweltschützen können: Hamburger Produktionsfirma gewinnt „Goldenen Graslöwen“ ■ Von Sandra Wilsdorf
Sie sind die Anarchos der Ostsee, Unterwasserkinder, die sich im Wrack eines Feuerschiffe treffen und Musik machen: Balty, ein rappender Seehund, manchmal trottelig, manchmal großspurig, aber immer optimistisch. Ganz anders als Ponto, ein Möwerich, der im Rollstuhl sitzt, seit er seine Beine in einer Schiffsschraube verloren hat. Er gefällt sich in der Rolle des Zynikers, zuweilen misslaunig, aber immer witzig. Dritte im Bunde ist Neptuna, eine trotz ihrer 187 Lebensjahre jugendliche Meerjungfrau. Ihre uralten Kenntnisse der Ostsee lässt sie manchmal ein bisschen überheblich sein. Gerne weist sie prinzessinnenhaft darauf hin, dass sie aus einer anderen Welt kommt. Auf ihrem Kopf trägt sie einen Oktopus als Frisur.
Als der krank wird vom vielen Dreck im Meer, weiß Neptuna sofort, welche Kräuter ihn retten können. Sie schwimmt zu dem Heilkräutergarten und stellt fest, dass die Umweltverschmutzung die Kräuter gefressen hat. Auf der Suche nach einer anderen Quelle muss sie sehr weit schwimmen ... Ponto, Balty und Neptuna verstehen nicht viel von Biologie, gehen auf keine Schule. Aber weil sie nun mal in der Ostsee leben und immer wieder deren Verschmutzung bekämpfen, sind sie so etwas wie moderne Ökohelden. Und deshalb haben sie ihren Erschaffern Geld und Sendeplätze eingebracht: Die Animationsserie „Anima Baltica“ der Hamburger Produktionsfirma „Toons'n 'Tales“ hat einen von drei „Goldenen Graslöwen“ gewonnen. Den hatte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gemeinsam mit dem Kinderkanal auf der Suche nach innovativem Umweltfernsehen für Kinder ausgelobt. Unter 170 Einsendungen hat eine Jury mit Fernseh- und Umweltexperten die drei besten Konzepte ausgewählt. Die Preisträger bekommen jeweils 10.000 Mark und der Kinderkanal wird einige Folgen produzieren und vermutlich 2002 ausstrahlen.
Weil beim Erschaffer-Team von „Anima Baltica“ auch der finnische Regisseur, Autor, Produzent Mikael Wahlforss mit im Boot sitzt, werden aus den geplanten sieben Folgen vermutlich 26, denn auch in Finnland gefiel das Konzept. In jeder Folge bekommen die Helden eines der vielen ostseeischen Umweltprobleme an ihren eigenen Leibern zu spüren. Sie bemerken, wie ihr Verhalten die Umwelt ändern kann.
Ähnlich jeder-kann-was-tun-orientiert sind auch die Konzepte der anderen beiden Preisträgerinnen: Anna Knigge erfand „Die Hollies“, eine Art Öko-Tamagotchies, die sich jedoch nur durch biologisch-dynamisches Essen und politisch korrekte Früchte aus der näheren Umgebung beruhigen lassen. Maryam Yazdtschis „Die grünen Motten“ sind drei Mädchen, die sich mit ihren Radiobeiträgen über „ihren“ Bach gegen die Jungs durchsetzen. Weil die nämlich keine so guten Ideen haben, versuchen sie, die Mädchen zu sabotieren. Aber das misslingt. Natürlich.
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