: Auch in Zukunft: Die Rente steht
Kinderlosigkeit, Zuwanderung, Arbeitsmarkt: Wie Deutschland seine Altersprobleme auch künftig lösen könnte. taz-exklusive Vorschläge für kommende Rentenreformen
Die Rentenreform kommt. Doch kommende Regierungen sollen in den nächsten 30 Jahren „neue Entwicklungen“ einbauen und die Rente an „Stellschrauben“ neu justieren können, sagt Sozialminister Walter Riester (SPD) heute schon voraus. Wo also wird demnächst gedreht? Vorschläge der taz:
1. Kinderlosigkeit
Kinderlose sparen viel mehr Geld privat an als Familien. Schließlich kostet die Erziehung und Ausbildung eines Kindes inklusive des Verdienstausfalls der Mutter bis zur Volljährigkeit netto 470.000 Mark. Vorschlag: Für jedes nicht gehabte Kind werden dem kinderlosen Renteneinzahler bei Erreichen des Ruhestandes ab dem Jahre 2030 genau 470.000 Mark von der gesetzlichen Rente abgezogen – und schon sind die Kassen saniert.
2. Altersvorsorge mit Altenfürsorge
Warum nicht in einem Land der Greise wieder die private Altenfürsorge mehr unterstützen? Wer in sein steuerlich gefördertes Wohneigentum eine Einliegerwohnung für die Eltern einbaut, kann ab dem Jahr 2020 das ganze Eigenheim von der Steuer absetzen. Denn auch die Betreuung der Eltern entlastet die Pflegekassen.
3. Immigrantenanwerbung
Wer im Urlaub Immigranten wirbt (aber nur qualifizierte!), sollte mit weiteren Steuerfreibeträgen rechnen können. Umgekehrt wird mit einem Zehntel Entgeltpunkt extra bei der Rente belohnt, wer sich vor Erreichen des 40. Lebensjahres bereit erklärt, den Lebensabend im Ausland zu verbringen und im Alter weder deutsche Ärzte noch Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen.
4. Arbeitsmarkt
Deutschland braucht Nebenjobs für alte Niedrigrentner – je mehr, desto besser. Wer sich als Arbeitgeber ab dem Jahr 2025 am Jobprogramm der Bundesregierung „65plus – die können es!“ beteiligt und mindestens zehn Prozent der Arbeitsplätze in seiner Firma an ältere Menschen vergibt, der bekommt schon jetzt eine Dauerkarte für den Bundestag – als Besucher kann er dann alle noch kommenden Rentendebatten verfolgen. Wenn das nichts ist!
5. Eskimo
„Rentnertod stoppt Wohnungsnot“ hieß ein Spruch unter Westberliner Studenten in den Achtzigerjahren. Doch wenn ebendiese Studenten ins Rentenalter gleiten werden, also im Jahre 2030, wird man ihnen vielleicht schon die Methode „Eskimo“ verstohlen empfehlen. Wer über siebzig Jahre alt ist und keine Kinder in die Welt gesetzt hat, bekommt kostenlos einen Kajak zur Verfügung gestellt, um damit von Sylt aus allein und ohne Funkgerät Richtung Grönland zu paddeln.
BARBARA DRIBBUSCH
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