: Lenzen, was das Zeug hält
Tagung des Klimabündnisses: Umweltsenator Porschke will 20 Millionen Mark mehr für sein Programm Arbeit und Klimaschutz ■ Von Gernot Knödler
Alexander Porschke will sich dafür einsetzen, dass Hamburg seine Anstrengungen im Klimaschutz verstärkt. Wie der grüne Umweltsenator gestern auf der Jahrestagung des kommunalen Klimabündnisses im Hotel Hafen Hamburg ankündigte, peilt er dabei eine Verdreifachung des Etats für sein zentrales Anti-CO2-Programm „Arbeit und Klimaschutz“ an. Damit ließe sich zumindest annähernd das Reduktionsziel erreichen, das die Bundesregierung für Privathaushalte ausgegeben hat. Die Ziele der Mitglieder des Klimabündnisses sind noch höher gesteckt.
Doch schon von dem kleinen Schritt würde die Stadt Porschke zufolge massiv profitieren. Die 20 Millionen Mark zusätzlich für das Programm würden mehr als 1000 Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen entstehen lassen, sagte der grüne Senator ohne den geringsten Anflug eines Lächelns. Beim Airbus A 380, dem die GAL zähneknirschend zugestimmt hat, subventioniert der Senat das Versprechen von 4000 Arbeitsplätzen mit 1300 Millionen Mark.
Im Klimabündnis haben sich mehr als 1000 Gemeinden aus elf europäischen Ländern zusammengeschlossen. Die meisten von ihnen liegen in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Darüberhinaus sind 42 Nichtregierungsorganisationen und Regionen als Mitglieder assoziiert. Delegierte von 109 dieser Kommunen haben gestern mit den VertreterInnen von Völkern aus Peru, Venezuela, Nicaragua, den Philippinen, Nepal und dem Tschad diskutiert, wie die globale Klimaveränderung gemeinsam gebremst werden kann.
Die Entwicklungsländer tragen zwar nur in kleinerem Maße zum Klimaproblem bei, viele von ihnen haben unter seinen Folgen jedoch stärker zu leiden als die Industriestaaten. „Wir sitzen alle im selben Boot, aber nicht alle fahren erster Klasse“, sagte Porschke. Die menschengemachte Klimaveränderung treffe alle, manche jedoch früher und schlimmer als andere.
Das bettelarme Bangladesch kann eben nicht wie Hamburg mehr als eine Milliarde Mark für den Deichbau ausgeben. Eine Ureinwohnerin von den Philippinen beschrieb, wie die 2000 Jahre alten Reisterrassen ihres Volkes durch die Verschiebung der Regenzeiten und die damit einhergehenden Trockenperioden unfruchtbar werden. Umgekehrt ist die großflächige Vernichtung des brasilianischen Regenwaldes – 20.000 Quadratkilometer pro Jahr – nicht nur ein Prob-lem für die dort lebenden Völker, sondern auch für das Weltklima.
Weil dieses Boot, in dem Nord und Süd gleichermaßen sitzen, unbedingt gelenzt werden muss, wollen die Kommunen heute die Regierungen aufrufen, „alles dafür zu tun“, dass die nächsten Klimaverhandlungen im Juli in Bonn ein Erfolg werden.
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