: Heute letzter Brückentag
Größtes Umbauprojekt der Hochbahn beginnt morgen: Dann wird die U 2 zwischen Mundsburg und Barmbek für Monate gesperrt ■ Von Michaela Soyer
Vier Jahre lang hat die Hamburger Hochbahn den aufwendigsten Umbau ihrer Geschichte geplant. Die Umsetzung der Planung soll nur vier Monate dauern: Morgen beginnt die Hochbahn damit, die Brücken und Viadukte zwischen den U-Bahn-Haltestellen Mundsburg und Barmbek zu erneuern. In dieser Zeit geht auf der U-Bahn-Schiene gar nichts: Die Strecke ist ab dann voll gesperrt. „Es ist der größte Kraftakt der Hochbahn seit ihrem Bau vor neunzig Jahren“, erklärt Ulrich Sieg, Vorsitzender des Bereichs Schienenverkehr. 10 Millionen Züge sind seit 1912 über die Brücken gefahren. Deswegen sei eine umfangreiche Erneuerung notwendig. 90 Millionen Mark kostet die Brücken-Modernisierung insgesamt.
Die Fahrgäste müssen bis zum 30. September zwischen Barmbek und Mundsburg in Ersatzbusse umsteigen. „Unsere Planung haben mehrere Jahre in Anspruch genommen, weil wir die beste Lösung für Kunden und Anlieger finden wollten“, sagt Vorstandsvorsitzender Günter Elste. Bei laufendem Schienenverkehr hätten die Bauarbeiten zehn Jahre gedauert. Die vier Brücken an der Haltestelle Barmbek werden abgerissen und durch neue ersetzt. Auch der Viadukt am Barmbeker Markt wird abgerissen. „Eine Instandsetzung wäre viel teurer gewesen“, so Projektleiter Michael Hütz. Denn der Viadukt besteht aus vielen Einzelbrücken, die über Gelenke verbunden seien. Statt 26 wird es nur noch 15 Brückenpfeiler geben, das schafft zusätzliche Parkplätze und soll die Verkehrsführung verbessern. „Wir haben außerdem den Anspruch, dass die neuen Teile in das Städtebauliche Konzept passen“, so Hütz. Ansatt einer 600.000 Mark billigeren massiv Brücke entschieden sich die Planer für eine Stahlbrücke. Die Haltestelle Hamburger Straße wird restauriert und behindertenfreundlich gestaltet. Während der Bauarbeiten ist der Bahnhof geschlossen.
Zusammen mit dem ADAC hat die Hochbahn ein Konzept entwickelt, dass das jetzt drohende Verkehrschaos verhindern soll. So wurden die Arbeiten teilweise auf die Sommerferien oder vermeintlich verkehrsarme Wochenden gelegt. Trotzdem empfiehlt der ADAC, die Baustellen zu umgehen. Um den Kunden der Hochbahn die vier Monate Strekensperrung zu erleichtern, wird die U 2 in Barmbek zur U 3. Verwirrten Fahrgästen sollen die Informationszentren weiterhelfen, die an den Umsteigebahnhöfen aufgestellt werden. Eines hat die Hochbahn allerdings nicht berücksichtigt. Die Ansagen der LokführerInnen können alle Hinweisschilder und Plakate zunichte machen: Wenn wie auf dem Rückweg von der gestrigen Pressekonferenz der Hochbahn unter Knistern und Rauschen nur die Worte U 2 und gesperrt zu verstehen sind, verlassen in Barmbek alle Fahrgäste die Bahn, um irritiert in letzter Sekunde wieder aufzuspringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen