: Atempause für den Himmel
Der Evangelische Kirchentag will bis 2003 seinen Strom aus regenerativer Energie erzeugen. Mit Verkehrskonzept, wenig Abfall und Öko-Essen soll Massenveranstaltung nachhaltiger werden
von BERHARD PÖTTER
Bekanntlich lässt Gott seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten (Matthäus 5, 45). Diese großzügige Verteilung der irdischen Ressourcen will sich jetzt auch der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) zunutze machen. Beim 29. Kirchentag in Frankfurt am Main vom 13. bis zum 17. Juni wollen die Christen ganz besonders auf ökologische Belange achten. Neben einer möglichst nachhaltigen Großveranstaltung für bis zu 100.000 Menschen wollen die Veranstalter vor allem ihr ehrgeizigstes Ziel anschieben: Den „Null-Emissions-Kirchentag“ im Jahr 2003.
Denn das nächste Christentreffen soll zumindest von protestantischer Seite ein Modell für nachhaltiges Wirtschaften werden: 275.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen die Geschäftsstelle des DEKT in Fulda, das jeweilige Vorbereitungsbüro in der Stadt des Kirchentages und die Veranstaltung selbst etwa für Beleuchtung, Verpflegung und Mikrofonanlagen, hat der Beraterkreis Umwelt des DEKT errechnet. Genau diese Menge an Strom soll nun regenerativ erzeugt werden, um den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid zu begrenzen und den Himmel zu entlasten.
Die Umweltexperten schlugen in einem Papier von November 2000 vor, langfristig in neue Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom zu investieren, damit der Kirchentag mit ruhigem Gewissen das Licht anmachen kann. So sollen zwei Photovoltaikanlagen, ein Blockheizkraftwerk mit Biomasse und eine Beteiligung an einem Windpark mit kirchlichen Spenden errichtet werden, um die Klimabilanz auszugleichen. Insgesamt 350.000 Mark soll das Programm kosten, pro Jahr will die Kirche mit dem Ökostrom etwa 50.000 Mark verdienen. „Für diese Finanzierung sind wir auf Spenden angewiesen“, sagt Ulrich Schneider, zuständig für Controlling beim DEKT und Mitglied des Arbeitskreises Umwelt. Ab Herbst soll zusammen mit dem Bundesumweltministerium außerdem genau untersucht werden, wie die kirchlichen Massenveranstaltungen möglichst ressourcenschonend über die Bühne gehen kann. Auch diese Ergebnisse werden erst auf dem Kirchentag in Berlin 2003 zur Geltung kommen. Der erste gemeinsame Kirchentag von evangelischen und katholischen Christen soll damit auch in ökologischer Hinsicht Zeichen setzen.
Bereits jetzt versuchen die Veranstalter, den Kirchentag so grün wie möglich werden zu lassen. „Nur etwa zehn Prozent unser Teilnehmer kommen mit dem eigenen Auto, die anderen in Bussen und Sonderzügen“, sagt Schneider. In einem einmaligen Mobilitätsprojekt werden die etwa 70 Fahrer der Fahrbereitschaft geschult, um möglichst wenig Sprit zu verbrauchen: Reifen maximal aufpumpen und im Zweifel den Motor ausmachen, ist die Devise. Auch der Abfall wird seit 1987 auf den Kirchentagen getrennt, betont Schneider. „Grundsätzlich gibt es bei uns kein Einweggeschirr“, beim Frühstück in den Massenunterkünften wie Turnhallen sollen möglichst Öko-Brote geschmiert und soll fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt werden. Auch sollen auf dem Gelände keine Dosen, sondern Mehrwegflaschen die Dürstenden erquicken – soweit es geht. Denn auf die kommerziellen Pächter auf dem Frankfurter Messegelände haben die Organisatoren des Kirchentages nur geringen Einfluss. Wer von denen Dosen verkauft, kann das tun – auch wenn ihm die Christen die Leviten lesen.
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