: Revolution an der Ampel
■ Loewy-Stiftung vergibt Junior-Designer Preis für Arbeiten zur Stadt der Zukunft
„Warum müssen Verkehrsampeln immer gleich aussehen?“ Tobias Krueger, Diplomand der FH München hat jetzt bewiesen, dass es auch anders geht. Als einem von drei Preisträgern ist ihm dafür ges-tern in der Fachhochschule der Junior-Designer-Preis der Raymond-Loewy-Stiftung verliehen worden. Die andere Hälfte des Preisgeldes teilen sich Mark Kiessling und Tammo Claassen von der FH Köln. Sie haben Werkzeuge für die Orientierung in der Stadt des 21. Jahrhunderts entwickelt.
Kruegers Ampel besteht aus einer Stange, an die lange Aluminiumprofile angebracht werden, die sich im 45-Grad-Winkel spreizen und vorne mit durchsichtigem Plas-tik abgedeckt werden. Unter dem Kunststoff leuchten statt der bisher üblichen Glühbirnen viele kleine Dioden. Hinter der glatten, einheitlichen Oberfläche der Ampel-Stele sind sie nur zu sehen, wenn sie gerade rot, gelb, grün, einen Stau oder die Temperatur anzeigen.
Die neue Ampel ist leicht herzustellen, braucht 30 Prozent weniger Strom und ist an Schlichtheit kaum zu überbieten: Die Dioden leuchten so hell, dass Sonnenschirme überflüssig sind. Sind mehrere Ampeln nötig, etwa für RadlerInnen oder für eine andere Richtung, machen sie die Stele nur perfekter. Denn vier der Alu-Profile ergänzen sich in der Draufsicht zu einem Quadrat.
Eher theoretischer Natur ist die Arbeit von Kiessling und Claassen. Sie gehen davon aus, dass die Stadt aus übereinander liegenden Mus-tern besteht: Verschiedene Menschen interessieren unterschiedliche Dinge, sie haben verschiedene Wege, Wahrnehmungen, Geschwindigkeiten. Die Preisträger spielen mit der Idee, Reisezeiten statt Entfernungen in Stadtplänen abzubilden oder persönliche Stadtpläne zu erstellen. Möglich wären Pläne, die in der Stadt wie Agenten im Internet funktionieren.
Raymond Loewy, nach dem der Preis benannt ist, hat so berühmte Markenzeichen wie die Lucky-Strike-Schachtel, die Shell-Muschel und die Coca-Cola-Flasche gestaltet. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen