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Militante Bücher

Symposium und Ausstellung widmen sich spanischen Künstlerbüchern

Das Künstlerbuch ist kein Kunstbuch. Das Künstlerbuch ist kein Buch über die Kunst. Das Künstlerbuch ist ein Kunstwerk - damit das erstmal klar ist. Seit 10 Jahren nimmt sich das ASPC, das „Archiv for Small Press & Communicaton“ im NMWB, dieser gehaltvollen Gattung an, jetzt - als Sonderausstellung - im Speziellen den in Spanien gedruckten.

„Print in spain“: hinter diesem nüchternen Dreiwort verbergen sich Konzepte, Kleinode und Politika. Denn im franquistischen Spanien politisierten sich Künstler aller Sparten, suchten und füllten Nischen mit gesellschaftskritischen Inhalten. Arturo Rodríguez vom Museo Nacional de Arte Reina Sofía: „In Spanien war das Künstlerbuch eine Art der politischen und ideologischen Militanz.“ Und, es war „eine breite Bewegung, die bei uns aber weitestgehend unbekannt blieb“, wie Anne Thurmann-Jajes hinzufügt, die die Veranstaltungen gemeinsam mit Susana Zapke Rodríguez vom Instituto Cervantes organisiert.

Nicht nur Illustrator oder Texter, sondern Schöpfer eines Buches zu sein, sich, über die Seiten hinausgehend, des gesamten Buches zu bemächtigen, der Freiheit für Buchstaben die Freiheit vom Papier hinzuzufügen (indem sich Materiallust in Holz-, Gewebe-, Blei-, Kunststoff- oder Steinbüchern austobte) - das alles faszinierte spanische KünstlerInnen seit den 60er Jahren.

Fernand Millán, der „Patriarch“ spanischer experimenteller Poesie, war einer der ersten, der den „Angriff“ auf das Buch führte, ihm folgten Antoni Muntadas, Ramón Barce und Juan Hidalgo und viele andere. Unter den Bedingungen eines autoriären Staates erwies sich für sie alle als günstig, was Guy Schraenen vom Antwerpener ASPC als allgemeines Faszinosum des Konzepts „Künstlerbuch“ beschreibt: „Der Künstler kann von seinem Wohnort aus in den internationalen Kunstkontext eindringen, er existiert nicht mehr von Gnaden des traditionellen künstlerischen Netzwerks der Galerien, Kunstkritiker oder Museen.“

Die spanischen Künstlerbücher sind wohlgemerkt keine Produkte vornehmer Bibliographie, keine Prachtbände, auch keine Design- oder Illustrationsarbeiten - sondern oft genug mit einem simplen Fotokopierer hergestellt. Arturo Rodríguez: „Für uns war klar, das nur illustrierte Buch war künstlerisch, sozial und ideologisch reaktionär.“

HB

Die Ausstellung „print in spain“ ist bis zum 7. Oktober im Neuen Museum Weserburg zu sehen. Symposium: siehe Veranstaltungskalender

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